Jasmin über die japanische Autokultur:

„Die Liebe und Leidenschaft ist überall spürbar“

04.04.2024 11:07 Uhr

Text: Jasmin Stülpner I Fotos: Ralf Eberhardinger

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Sagt man. Jasmin und Ralf sind große JDM-Fans. Da wundert es nicht, dass sich auch im Urlaub alles um Autos dreht. Mehrere Wochen waren die beiden in Japan unterwegs, haben Events wie das Fuel Fest besucht, aber auch Autoherstellern und Tunern einen Besuch abgestattet.

Foto: Jasmin Stülpner

Was genau macht die Faszination JDM aus? Ist es das legendäre Filmauto, der Nissan Skyline R34 GT-R? Oder diese eine Marke mit den weltweit meistverkauften Fahrzeugen? Toyota oder Honda? Ist es etwa der eine bestimmte Motor? Reihensechszylinder oder doch Wankel? Diese eine Rennstrecke, auf der viele schon virtuell Bestzeiten gefahren sind? Oder doch der eine Tuner, der die Herzen höher schlagen lässt, mit breiten Kurven an einer Porsche-Silhouette, gekrönt mit einem imposanten Heckspoiler?

Jasmin und Ralf wollten es wissen und haben sich im Land der aufgehenden Sonne auf Spurensuche begeben. Nach ihrer mehrwöchigen Reise konstatieren sie: „Es ist die Kombination aus allem, aus Bildern und Emotionen, die uns verbinden. Die automobile Kultur und die Liebe und Leidenschaft sind in Japan einzigartig und überall spürbar."

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Tuning, Motorsport und Autos

Die Firma HKS beispielsweise lebt diese spezielle Autokultur seit über 50 Jahren. Die Mitarbeiter haben es sich zum Ziel gemacht, Serienteile zu optimieren und sich unter anderem auf Hochleistungstuning in den Bereichen Motortechnik, Fahrwerk und Auspuffanlagen spezialisiert. Am Fuße des Mount Fuji liegt der Hauptfirmensitz. Dort werden neue Teile zunächst getestet und optimiert, bis diese in der benachbarten Produktionshalle in Serie gebaut werden. Viele Arbeitsschritte sind hierbei Handarbeit. Denn der Anspruch an Qualität ist hoch. „Made in Japan" heißt bei HKS, dass Auspuffanlagen vor Ort vom Rohmaterial über die einzelnen Bestandteile bis zum fertigen Endprodukt produziert werden. Vergangenheit und Zukunft gehen bei HKS Hand in Hand. Man lernt aus der Vergangenheit und träumt von einer Zukunft, in der Motorsport und die Liebe zum Auto ein fester Bestand im Leben sind. Im hauseigenen Museum stehen Rennsportlegenden neben Testprojekten und Demofahrzeugen. HKS ist stolz auf seine Rennsportvergangenheit und zeigt das auch. Überraschenderweise finden wir neben HKS Legenden japanischer Automarken auch deutsche Modelle. Mit der auffälligen Folierung in Schwarz, Grün und Lila präsentieren sich hier ein Mercedes-Benz CLK JGTC und ein Opel Vectra JTCC aus früheren japanischen Rennserien. Eine Halle weiter trifft man auf die Gegenwart. Hier stehen sie – die Projektautos und aktuelle Motorsportumbauten aus verschiedenen Rennklassen in verschiedenen Umbau- und Leistungsstufen. Hochgezüchtete Driftfahrzeuge neben optimal abgestimmten TimeAttack Fahrzeugen: Sie alle zeigen den hohen Qualitätsanspruch und die Liebe zum Motorsport.

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In diesem Museum lebt die Vergangenheit

Diesen Spirit spüren wir auch beim Autohersteller Nissan, der seine Vergangenheit in der Nissan Heritage Collection zelebriert. Auf dem Werksgelände in der Nähe vonTokyo ist man stolz auf die Fahrzeuge der letzten neunzig Jahre. Hier zeigt man die Fahrzeuge inklusive der legendären Skyline-Modelle und der Motorsportfahrzeuge aus verschiedenen Serien rund um den Globus. Diese Fahrzeugsammlung erscheint fast unwirklich. Alle Ausstellungsstücke werden regelmäßig gewartet und zu besonderen Anlässen natürlich auch gefahren. Hier lebt die Vergangenheit. Das merkt man beim Anblick der Sonderausstellung der japanischen Super GT/ JGTC Rennserie. Die ausgestellten Fahrzeuge von 1999 bis 2008 stehen vor uns. Man riecht einen Hauch von Gummi in der Luft, hört das Dröhnen der Motoren und spürt die Spannung der Kämpfe auf der Rennstrecke. Einige Kilometer weiter steht das imposante Nissan-Hauptquartier in Yokohama. Es lädt zu einem gemütlichen Ausflug mit der ganzen Familie ein. Nissan balanciert bei der Autoausstellung zwischen sportlichen, jungen Verbrennermodellen und Elektromodellen, sowie Allroundern für den Alltag und für den speziellen Gewerbeeinsatz.

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Die Liebe zum Auto ist überall zu spüren. Und diese Liebe kennt keine Grenzen und kein Alter. Am deutlichsten spürt man dieses Feeling bei einem Treffens der Car Scene. Die Japaner feiern ihre Autos und deren Umbauten auf kleinen und großen Events. Eines der größten und beliebtesten Events in Japan ist das FuelFest Tokyo Japan am Fuji Speedway.

Jeder ist willkommen

Das können und wollen wir uns nicht entgehen lassen. Morgens im ersten Licht der aufgehenden japanischen Sonne stehen vor dem Tor der Rennstrecke hunderte von modifizierten Autos. Alle warten, um endlich hineinfahren zu dürfen. Auf mehreren Showcar-Areas rund um das Fahrerlager verteilen sich Fahrzeuge der unterschiedlichsten Marken und Tuning-Styles. Für diese Bereiche kann sich jeder Fahrer bewerben. Man sieht dort alles – vom schlichten Nissan 350 Z mit Felgen, Fahrwerk und Bodywork über extrem tiefe Toyota Pick-up-Trucks mit Luftfahrwerk bis hin zum perfekt restaurierten Toyota AE86, der aussieht, als wäre das Fahrzeug gerade frisch vom Band gelaufen. Modelle wie Nissan Skyline GT-R, Nissan S15, Mazda RX 7, Mitsubishi EVO, Toyota Supra, Honda NSX sind in unterschiedlichen Farben, Leistungsstufen und Tuning-Stilrichtungen vertreten. Ebenso VeilSide-Breitbauten sowie Umbauten für den Track oder zum Driften. Jede Automarke und jedes Modell – vom Oldtimer bis zur Modellneuvorstellung – ist willkommen und wird gehypt.

Foto: Jasmin Stülpner

Hersteller und Tuner sind mit großen Ständen vertreten, unter ihnen Cusco, Trust/Greddy, Yokohama Wheels, HKS und viele andere mehr. Auch Rennteams zeigen Flagge, unter anderem mit einem Rennwagen aus der japanischen Super GT-Serie, den WedsSport ADVAN Lexus LC 500. Einsteigen und probesitzen? Kein Problem! Als weltweit bekannter japanischer Tuner ist Liberty Walk vor Ort und zeigt neben seinen umgebauten R35 GT-R und Mazda RX7 ganz besondere Schätze wie den einmaligen Umbau des legendären Ferrari F40. Zu den eher in Japan und der JDM-Szene bekannten Tunern auf dem FuelFest gehört Garage Active mit seinem Nissan Skyline R32 GT-R Full Dry Carbon. Ein R32, der fast vollständig aus Dry Carbon besteht, mit dem der Besitzer Kazushige Sakamoto am Viertel-Meile-Rennen auf dem Fuji Speedway teilnimmt.

Fasziniert nehmen wir Abschied, kommen irgendwann aber wieder. Für uns steht fest: Japan ist eine Autonation aus vollem Herzen und tiefster Seele und für Autoliebhaber eine Reise wert.