SEMA Show Las Vegas:

Bigger = better?

03.11.2023 13:54 Uhr

Text: Jennifer Raithel, Peter Hintze I Fotos: Jennifer Raithel

Zwölf Stunden Flugzeit trennen Frankfurt/Main und Las Vegas, die Glücksspielmetropole in der Wüste des US-Staates Nevada, voneinander. Ich habe meinen Koffer gepackt für den Besuch der weltgrößten Fachbesuchermesse für Autozubehör und Tuning. Die SEMA Show im Las Vegas Convention Center zieht jedes Jahr Einkäufer und Trendscouts aus aller Welt an den Rand des Death Valley. Da darf das Team von TUNING nicht fehlen.

Foto: Jennifer Raithel

Nach einer Mütze Schlaf gegen den Jetlag (acht Stunden Zeitverschiebung), etwas Sightseeing und dem obligatorischen Bummel über den Strip mache ich mich auf zum Las Vegas Convention Center. Yellow Cab war gestern. Uber hat in Las Vegas das Taxi längst abgelöst, die Hotels entlang des legendären Strips schildern offiziell Uber Pick-ups aus. Doch nicht nur das ist anders als in Good Old Germany: An vielen Ecken und Enden liegt der Geruch von Marihuana in der Luft. Seit der Freizeitkonsum von Cannabis im Bundesstaat Nevada legalisiert wurde, scheint das Normalität in der Stadt zu sein. Auf mich wirkt das Ganze irgendwie „really crazy". Mal schnell einen Coffee to Go? Kein Problem! Vorausgesetzt, man hat das nötige Kleingeld dabei. Der Becher kostet bei Starbucks zehn US-Dollar. Denselben Preis zahlt man auch für eine Dose Feierabendbier. Für ein Glas Prosecco oder Wein wird gut und gerne das Doppelte fällig. Doch wie sagt der Barkeeper auf meinen erstaunten Blick hin so schön: „Welcome to Las Vegas".

Foto: Jennifer Raithel

Doch zurück zur SEMA Show. Vor dem Hauptportal treffe ich alte Bekannte – Dominik Schneider, dessen Ehefrau Bettina und Sohnemann Jan. Der Käferfan aus dem Allgäu hat als Aussteller unserer Private Car Area auf der Tuning World Bodensee 2023 die unter allen Ausstellern unserer Halle verloste Flugreise in die USA mit Hotelübernachtung und Besuch der SEMA Show gewonnen. Dominik und sein Sohn sind von der Messe völlig überwältigt. Die extreme Fülle an High-Level-Fahrzeugen hinterlässt Eindruck. Jeeps, Pick-ups und Co. in allen Größen und Variationen dominieren das Bild auf dem Gelände. So sehr, dass mir der Cartoon E30 von Damiano Di Viesti zwischen den Riesen auf Rädern kaum ins Auge fällt. Der Stuttgarter hat seinen mit einem Graffito veredelten Bimmer extra zur Ausstellung bei der weltgrößten Fachbesuchermesse für Autozubehör und Tuning in die Staaten verschifft.

Foto: Jennifer Raithel

Deutsche Aussteller machen sich allerdings derweil rar in Las Vegas: Unter den Fahrwerkanbietern hält die KW automotive Group die Fahne hoch, Sonax im Bereich Car Care, Recaro bei den Anbietern von Sportsitzen, Wagner Tuning bei den Performance Parts. Das Fehlen der deutschen Aussteller fällt auf. Extrem hohe Kosten und immer weniger qualifizierte Besucher schrecken viele offenbar von einer Buchung auf der SEMA Show ab.

„Downsizing" ist das Stichwort bei den Messeständen. Viele der Aussteller fahren deutlich kleinere und weniger pompöse Stände als noch vor Jahren auf. Hubraumtechnisch sieht's genau gegenteilig aus. Hier dominieren veredelte Pick-ups. Show & Shine-Fahrzeuge sind rarer geworden, dafür fährt die Branche extrem viele Luxusautos in der Ausstellung auf. Gefühlt sehe ich in Las Vegas ähnlich viele getunte Lamborghini wie hierzulande VW Golf.

Foto: Jennifer Raithel

Und auch sonst sind wenig deutsche Fabrikate unter den veredelten Boliden zu sehen, dafür nicht gerade wenige Tesla. Apropos: Elons Musks Supertunnel, den Las Vegas Loop, erkunde ich als Passagier eines Model Y. Ein Chaffeur bringt mich unterirdisch in einer farblich beleuchteten Röhre von einem Ende des Las Vegas Convention Centers zum anderen. Verrückte neue Welt: Irgendwann wird das Ganze autonom vonstatten gehen, der Las Vegas Loop schon bald unterhalb des Strips bis zum Flughafen ausgebaut.

Wilde Driftshows auf der einen, Elektromobilität auf der anderen Seite ... Die SEMA Show befindet sich wie viele Messen im Wandel. Die Specialty Equipment Market Association (SEMA) bleibt technologieoffen und setzt auf die bewährte Mischung aus Geschäft, Beziehungen und Leidenschaft für Autokultur.

Foto: Jennifer Raithel

Last but not least noch ein Reisetipp: Solltet ihr mal in Vegas sein, müsst ihr auf jeden Fall eine Show im neu gebauten „The Sphere" buchen. Die „Kugel" mit 1,2 Millionen LED-Einheiten und 167.000 Lautsprechern schickt euch in eine völlig neue Welt. Das Erlebnis ist atemberaubend, ich bin immer noch geflasht.

Natürlich habe ich bei meinem Messebesuch auch einige bekannte Gesichter aus der Szene getroffen. Spannende Interviews lest ihr in TUNING, Ausgabe 1/2024.