Subaru Impreza 2.0 WRX (GD-CE), Baujahr 2003

Form follows function

05.07.2022 14:46 Uhr

Fotos: Jan Bürgermeister I Text: Nick K. Hofmeister

Auch auf der Straße begeisterten die Rallyehomologationsmodelle des Subaru Impreza WRX ihre Fans. Lucas Bänfer importierte seinen WRX aus England nach NRW und knallte ihn per Luftfahrwerk auf die Straße.

Foto: Jan Bürgermeister

In 30. R3. Schotter. 60. L2. Hängt. Auf gut Deutsch heißt dieses Kauderwelsch, dass in 30 Metern eine Rechtskurve mit einem Schwierigkeitsgrad von drei kommt, es danach auf Schotter geht und anschließend nach 60 Metern eine leichte Linkskurve folgt, deren Kurvenradius leicht abfällt. Spätestens jetzt wird klar, dass wir aus dem „Gebetsbuch" eines Rallye-Co-Piloten zitieren. Auch Lucas Bänfer hat am Rallyemotorsport einen Narren gefressen. Und da wir bei TUNING sind, einen ziemlich Großen. Während dieses Jahr in Nordamerika der Subaru WRX wieder seine Auferstehung als Allradsportler für den Alltag mit Rallyegenen feiern darf, sieht es in Deutschland und anderen europäischen Ländern bei diesem Thema ziemlich mau aus. Laut verschiedenen Medienberichten sei aufgrund der Nachfrage nach einem sportlichen Subaru WRX auf Basis eines Impreza nichts für den deutschen Markt geplant. Es wäre unwirtschaftlich, den in den USA erhältlichen Handschalter (!) an die europäischen Emissionsregelungen anzupassen. Na ja, die Hoffnung stirbt zuletzt.

Foto: Jan Bürgermeister

Auch die Mitsubishi-Lancer-Evolution-Fankurve wartet schon seit fast zehn Jahren auf einen würdigen Nachfolger. Dabei bete ich, dass das Evolutionsmodell – so es denn jemals wieder aufgelegt werden sollte –nicht dasselbe Schicksal wie der Mitsubishi Eclipse ereilt. Denn heutzutage fährt laut Marktforschern die Welt lieber SUV als Kombis und Limousinen. Anders lässt es sich nicht erklären, dass aus dem sportlichen Mitsubishi-Coupé ein Cross-over-SUV namens Eclipse Cross wurde. Das ist in etwa so, als hätte BMW damals den BMW M3 E46 eingestellt und gegen einen X5M ersetzt. So weit ist es bei Subaru zum Glück nicht. Subaru begeistert ja auch mit dem BRZ. Und was noch besser ist: Der Impreza wird auch in Europa weiter angeboten. Zwar nicht wie seit Ende 2021 in den USA als WRX oder gar als Subaru WRX STI.

Ein WRX, sonst nichts

Für die ganzen Nachfolgemodelle und Neuwagen interessiert sich Lucas Bänfer nicht wirklich. Er hatte auch kein großes Interesse an einem Subaru BRZ. Für ihn kam nur ein Impreza mit echten Rallyegenen infrage. Vor knapp drei Jahren machte der Werkzeugmacher dann Nägel mit Köpfen und kaufte sich seinen WRX. Bei seiner viertürigen Stufenhecklimousine handelt es sich um das Faceliftmodell der zweiten Impreza-Generation. Die Scheinwerfer verraten das den Fans und Kennern. Bei den im Jahr 2000 eingeführten GD-A-Modellen hatten die Impreza noch runde Kulleraugen. Aber das schlug damals auch ohne „soziale Medien" wie Facebook und Instagram auf Imageboards und Foren große Wellen in der Subaru-Fangemeinde. Der japanische Automobilhersteller reagierte und legte bereits 2003 ein Faceliftmodell mit sportlicherem Scheinwerferdesign auf. Bei Lucas' Rechtslenker-Subaru handelt es sich um den kleinen Sport-Impreza ohne mächtiges STi-Engineering. Was aber nicht heißt, dass sein WRX mit dem aufgeladenen Zwoliter-Boxer im Serienzustand keine Leistung hätte. Die 225 PS ab Werk waren im Jahr 2003 in dieser Fahrzeugklasse eine ganz große Hausnummer. Das war bei Sportversionen und Homologationsmodellen des Subaru Impreza schon immer so.

Foto: Jan Bürgermeister

In den 1990er-Jahren schrieb Subaru Motorsportgeschichte. Dreimal gewannen die Japaner in den Jahren 1995, 1996 und 1997 die Konstrukteursweltmeisterschaft. Die britischen und leider bereits verstorbenen Rallyefahrer Colin McRae und Richard Burns wurden auf Subaru in den Jahren 1995 und 2001 Weltmeister. Die letzte Fahrerweltmeisterschaft auf einem Subaru in der FIA WRC gewann der Norweger Petter Solberg im Jahr 2003. Nach 15 Jahren zog sich das Subaru-Werksteam 2008 aus der Weltmeisterschaft zurück. Im Herzen der Fans ist der Impreza das Über-Rallye-Auto geblieben. Auch bei Lucas. Bevor es aber so weit war, musste der Subaru erst einmal ein wenig aufgemöbelt und die Technik auf Vordermann gebracht werden. Der Reimport hatte damals weder TÜV noch war der Impreza so schick wie heute. „Mein Wagen war komplett original und hatte nur eine Rallyebeklebung", erinnert sich der Werkzeugmacher. Lackiert war der WRX bereits in dem offiziellen Subaru-WRX-Blau (Farbcode 02C).

Foto: Jan Bürgermeister

Form follows function – STi-Aerodynamik und mehr

Mit Werkszubehör seinen Wagen aufzurüsten, ist im Grunde wirklich nichts Neues. Während in der BMW- oder Mercedes-Fankurve zu Komponenten von BMW M Performance respektive AMG gegriffen wird, bedienen sich die Subaru-Fahrer schon seit Jahren beim Zubehör von STi (Subaru Tecnica International), der Motorsport- und Tuningdivision des Automobilherstellers. Frontschürze und Seitenschweller sind genauso wie der Heckflügel vom Subaru Impreza WRX STi. Es folgten ein zusätzlicher Dachkantenflügel, ein Heckdiffusor und eine Spoilerlippe. Aber am meisten Respekt habe ich vor Lucas, dass er sich die Dachhutze vom Sondermodell WRX STi Spec-C gönnte. Wegen der Hutze kam auch der Himmel vom STi an Bord. Die Hutze kann selbstverständlich von innen geöffnet werden, sollte es einmal an Frischluft und Kühlung im Subaru fehlen. Ein Impreza WRX ist schon im Serienzustand ein radikaler Kurvenakrobat. Da Lucas in Form einer Edelstahlkomplettauspuffanlage ab Turbolader und mittels einer kleinen Tuningausbaustufe schon die Leistung auf standfeste 280 PS gedreht hat, geht es schon mal gut vorwärts. Gelenkt wird per nachgerüstetem STi-Lenkrad. Für Seitenhalt sorgen STi-Sportsitze. Die STi-Rückbank beheimatet nun einen neonfarbenen Clubsportbügel.

Foto: Jan Bürgermeister

Bei diversen Impreza-Modellen gehen die Preise buchstäblich durch die Decke. Aber das hielt Lucas nicht davon ab, seinen WRX auf den Asphalt abzulegen. Warum auch nicht ... Mit seinem Impreza will er nicht über Schotter oder Sand räubern, sondern einfach dem „Rallye-Stance" frönen. Mit bearbeiteten Federbeinen und Sturzdomlagern sowie angepassten Stabis knallte Lucas seinen WRX auf den Boden. Damit es schnell wieder aufwärtsgeht, kam ein Fahrwairk-Lufterzeuger-Kit samt 19-Liter-Kompressortank und Kompressor für das Airlift-Performance-Fahrwerk in den Kofferraum. Die etwas bearbeiteten Radhäuser beheimaten rundum 8,5 x 18 Zoll ET25 große Leichtmetallräder von Rotiform. Damit die LAS-R noch besser aussehen, importierte Lucas aus Polen die ziemlich angesagten „Zentralverschluss-Optik"-Radnabendeckel von MG Line. Für Grip auf dem Asphalt sind die Nankang-Noble-Sport-Gummis in 215/35 R18 verantwortlich, unterstützt vom Impreza-Allradantrieb. Und der ist und war bei Subaru schon immer ein ganz besonderes Steckenpferd.

Lucas Bänfer, Subaru Impreza 2.0 WRX (GD-CE), Baujahr 2003

Motor: 1.994-ccm-Turbo-Vierzylinder-Boxer (EJ205) mit 165 kW (230 PS), Leistungssteigerung auf 280 PS

Auspuff: 3-Zoll-Edelstahlauspuffanlage ab Turbo mit Zinram-200-Zellen-Kat von Big-in-Japan-Performance

Fahrwerk: Airlift-Performance-Luftfahrwerk, Federbeine mit einstellbaren Domlagern

Rad/Reifen: Rotiform-LAS-R-8,5-x-18-Zoll-ET25-Leichtmetallräder mit MG-Line-Centerlock-Kit; Nankang Noble Sport 215/35-18 rundum

Bremse: Serienbremsanlage mit hydraulischer Fly-off-Handbremse erweitert

Karosserie: diverse Blessuren repariert; STi-Frontschürze, STi-Seitenschweller, STi-Heckflügel; Subaru-Impreza-WRX-STi-Spec-C-Dachhutze; Maxton-Design-Frontlippe für STi-Schürze; Dachkantenflügel; Big-in-Japan-Performance Diffusor; Fang- bzw. Abschlepphaken

Interieur: Fahrwairk-Kompressor und -Lufttank im Kofferraumausbau, Mabo-Clubsportbügel; komplette Subaru-Impreza-WRX-STi-Ausstattung (Sitze, Lenkrad, Rückbank, Dachhimmel ...) nachgerüstet; KKMoon-Schaltknauf

Car-Audio: Serienausstattung