T6.1 Transporter (Typ SG/SH) Baujahr 2019

Clean und schick

25.05.2023 17:37 Uhr

Fotos: Peter Herforth I Text: Nick K.Hofmeister

Bulli- und VW-Bus-Fans, wir müssen reden. Neulich lief ich bei einem Händler über den Hof und dachte, ich kann meinen Augen nicht trauen. Da parkte ein weißer Van und zunächst glaubte ich, im falschen Film zu sein. Denn der auf den ersten Blick seltsam nach einem anderen Bus aus Fernost erinnernde VW war tatsächlich der neue T7.

Na ja, irgendwie habe ich mir die Formensprache und den ganzen T7 anders vorgestellt; aber was dem einzelnen Redakteur gefällt, heißt ja nicht, dass das auch dem Mainstream gefällt. Auf der anderen Seite, so richtig gut hat mir ein Serienauto noch nie gefallen. Denn dann hätte ich nie meine Karren und Kisten tiefergelegt und mir das eine oder andere Mal neue Räder gekauft. Egal, auf jeden Fall würde ich beim neuen T7 erst einmal mächtig Hand anlegen müssen. Fahrwerk, Felgen, Folie reicht meiner Meinung nach beim T7 nicht aus. Unter uns gesagt, das sehe nicht nur ich so, sondern auch Philip Gerstner. Nein, nicht der Berliner Schauspieler von SOKO Leipzig, sondern Philip Gerstner. Philip ist gelernter Kfz-Meister und Fahrzeuglackiermeister. „Würde mir Wolfsburg einen T7 sponsern, würde ich einen Top-T7 zaubern und den persönlich auf den VW-Messestand der Essen Motor Show stellen", schmunzelt Philip. Der sympathische Thüringer weiß, wovon er spricht.

Foto: Peter Herforth

Busfahrer bei Low Familia

Denn Philip ist selbst Busfahrer. Nein, nicht mit dem 9-Euro-Ticket, sondern er hat vor Jahren schon das Ticket für den perfekten Stance gelöst. Vor über acht Jahren fing bei ihm eine unendliche Geschichte an, die selbst heute noch in seiner Garage parkt. Er baute sich einen Seat Leon II (1P) auf. Mit megabreiten Radläufen, maximalem Tiefgang und vielem mehr, was nicht nur die Szene begeisterte. „Meinen Seat habe ich noch und da habe ich noch etwas mit vor, aber aktuell bin ich ja an meiner Zugmaschine dran." Bei Philips Zugmaschine handelt es sich um seinen T6 Transporter. Der ist auf den ersten Blick absichtlich unscheinbar und auf den zweiten Blick richtig schick!

Dank Gewindefahrwerken und Luftfahrwerken sind die Zeiten längst vorbei, dass ein VW Bus hoch wie Bus sein muss. Das findet auch Philip so. Beim Sommerurlaub in Ägypten frönte der Workaholic dem Müßiggang und je länger der Urlaub dauerte, umso öfters spielte er mit dem Gedanken, dass es eigentlich mal wieder Zeit würde. Zeit für was? Für ein neues Projekt, das auch für seinen Broterwerb bei „Fahrzeug & Lack Service Gerstner" genutzt werden kann. Kaum zurück aus dem Urlaub suchte er nach einem geeigneten T6 und entdeckte seinen Transporter Kombi bei einem Händler in Bielefeld.

Die Nutzfahrzeugbusse von VW sind im Vergleich zu den ganzen Multivans und California-Bussen eher schmucklose Lastesel. Aber das war Philip egal, er versteht ja sein Handwerk. Kaum war der Transporter da, ging es auch schon los. Der eine oder andere Radsatz wurde ausprobiert, auch mit Fahrwerken wurde experimentiert. Aktuell sieht der T6.1 aber so aus und da hat ein alter Bekannter die Hände bzw. die Räder im Spiel. Philip griff zum Telefon und bestellte bei Marco Forstmann von Nato Wheels einen Satz Felgen. Rotiforms natürlich. Am Transporter passen sie ganz gut in 8,5 x 20 Zoll ET32 an der Antriebsachse und in 10 x 20 Zoll ET40 an der Hinterachse. Die mehrteiligen Rotis im NEK-Design tragen als Schuhwerk Nankang-Reifen in 235/30-20 und 245/30-20. In Kombination mit etwas bearbeiteten Radhäusern und Radlaufkanten sowie einem perfekt austarierten Airlift-Luftfahrwerk geht's mit dem VW Bus auch noch schön abwärts. Habe ich schon erwähnt, dass ich nicht wirklich mehr etwas mit „hoch wie Bus" anfangen kann? Schließlich haben wir vor einer halben Ewigkeit T1, T2 und so manche T3 so radikal auf den Boden geknallt, dass so mancher Niederflurbus neidisch wurde ...

Foto: Peter Herforth

Wer mit Blech, Lack und Technik umgehen kann, hat beim Tuning ein leichtes Spiel. Wenn dann noch Philips Kumpels Stephan Seidel und Markus Hinrichs anpacken, wird es noch leichter. Philip cleante die Frontschürze, indem er sie von der Kennzeichenaussparung befreite. Clean geht es auch an der Heckklappe zur Sache. Neben dem Kennzeichenhalter verschwand der Heckklappengriff. Neu am Transporter-Kombi sind auch die LEDs. Bei der Frage nach der richtigen Farbe machte am Ende ein schickes und unschuldiges Candyweiß das Rennen. Kunststoffleisten, Spoilerlippen und Schwellerleisten tragen genauso wie die Gitter der Frontschürze ein glänzendes Schwarz.

Schick geht es auch in der Kommandozentrale zur Sache, in der Philip in nachgerüsteten Golf-6-R-Sportsitze flanieren kann. Mit reichlich Kohlefaser hat er das Armaturenbrett und vieles mehr aufgemöbelt. Es gibt kaum eine Blende und eine Verkleidung, die kein Carbon trägt. Selbst die Lenkradsäulenverkleidung und der Lenkradkranz des VW-Golf-7-R-Lenkrads schmücken sich nun mit Carbon. Stolz ist der Busfahrer, der seit einigen Monaten auch zur Low Familia gehört, aber nicht nur auf seine ganzen Carbonarbeiten oder die weißen Gurte, sondern es gibt in seinem Transporter etwas Einmaliges. Die Rede ist von Philips Überrollkäfig. „Oh, das ist eine lustige Geschichte", schmunzelt der Thüringer. „Wiechers macht ja Sonderanfertigungen und ich wollte für den T6 keinen Clubsportbügel, sondern einen richtigen Käfig mit H-Strebe, Kreuz, Flankenschutz und natürlich noch über das Armaturenbrett eine Querstrebe." Ein ungeheurer Aufwand. Aber: Busfahrer haben eben immer einen ganz besonderen Anspruch in Sachen Style.

Foto: Peter Herforth

Philip Gerstner, T6.1 Transporter (Typ SG/SH) Baujahr 2019

Motor: 1.968-ccm-(CXHA)-Vierzylinder-Turbodiesel, 150 PS

Karosserie: gecleante Heckklappe und Frontschürze; diverse Leisten in Glanzschwarz lackiert; LED-Scheinwerfer, getönte Seitenscheiben und Heckscheibe; Schwellerleisten und Spoilerlippe, Komplettlackierung in Candyweiß

Fahrwerk: Airlift-Luftfahrwerk mit 3H-Steuerung

Rad/Reifen: dreiteilige Rotiform-NEK-Leichtmetallräder in 8,5 x 20 Zoll ET32 und 10 x 20 Zoll ET40 mit Nankang-Reifen in 235/30-20 und 245/30-20

Bremsen: Porsche-Panamera-Bremslange mit 390-x-36-mm- und 256-x-22-mm-Bremsscheiben

Interieur: Golf-6-R-Sportsitze und Golf-7-R-Sportlenkrad; weiße Sicherheitsgurte; Wiechers-Überrollkäfig, schwarze diverse Carbonverkleidungen und -abdeckungen

Danke: Stephan Seidel, Marco Forstmann von Nato Wheels, Markus Hinrichs, Double7Media, Markus Hinrichs, Firma Wiechers, Firma „abgelegtundaufgeladen"

Kontakt: instagram.com/philip_fls/