GTÜ-Winterreifentest zeigt
Sicherheit ist wichtiger als der Preis
22.09.2023 13:32 Uhr
Fotos: GTÜ I Text: Peter Hintze
Denn die klimatischen Bedingungen stellen inzwischen große Anforderungen an Winterreifen: Einerseits müssen sie gut mit Schnee umgehen können, andererseits nimmt der Regenanteil im Winter kontinuierlich zu, so dass auch das Handling bei Nässe essenziell ist. Ein Expertenteam von GTÜ, ACE und ARBÖ hat deshalb die Eigenschaften von drei günstigen Winterreifen neben sieben etablierten Marken- und Premiumreifen in der Dimension 235 / 55 R18 für SUV getestet. Dabei wurden die zehn Reifen sowohl auf schneebedeckter Fahrbahn bei minus 4,5 Grad Celsius im finnischen Arctic Center Ivalo als auch auf der Teststrecke von Goodyear im französischen Mireval bei 13 bis 18 Grad unter die Lupe genommen.
Foto: GTÜ
Fortuna tanzt aus der Reihe
Das Bremsen auf trockener Fahrbahn aus 100 km/h war bei fast allen Reifen grundsolide. Nur der Fortuna tanzte mit 45,3 Metern Bremsweg aus der Reihe. Er hatte im Vergleich zum Besten in dieser Disziplin, dem Michelin (40,4 Meter), einen knapp fünf Meter längeren Bremsweg. Das entspricht einer Wagenlänge und ist deutlich zu viel. Beim Handling auf trockener Fahrbahn zeigten mehrere Reifen ihr Können. Die besten in dieser Disziplin waren die Reifen von Hankook, Goodyear, Nokian, Pirelli, Bridgestone und Continental. Sie ließen sich alle präzise lenken und sicher in den Kurven führen. Der Michelin und der Sailun sind hier fahrtechnisch gleichauf: minimal schwächer als die Spitzengruppe, aber immer noch sicher zu fahren. Einen schwächeren Eindruck hingegen lieferten die Reifen von Fortuna und Austone: Sie zeigten ein zu ausgeprägtes Untersteuern, waren in Kurven schwieriger zu lenken und insgesamt zu schwammig und unpräzise lenkbar.
Foto: GTÜ
Die Günstigeren enttäuschen
Während der Sailun hier noch gerade so akzeptabel war, entpuppten sich die Reifen von Austone und Fortuna als Katastrophe. Bei diesen kam es teils zu einem extremen Umsteuern. Zudem hatten sie spürbar zu wenig Grip und waren unpräzise in der Lenkung. Das Fahrverhalten stuften die Testenden sogar als gefährlich für Normalfahrende ein. Da ein plötzlich auftretendes Aquaplaning bei hoher Geschwindigkeit lebensgefährlich sein kann, kommt auch dieser Disziplin eine besondere Bedeutung innerhalb des Tests zu. Der Bridgestone meisterte den Längs- und Quertest am besten, der Austone und der Fortuna zeigten sich erneut als extrem anfällig und schwierig bei Aquaplaning. Der Rest legte ein solides Fahrverhalten an den Tag.
Grafik: GTÜ
Der Bridgestone ist nah am perfekten Winterreifen dran, er zeigte in allen Disziplinen mehr als ein grundsolides Gesamtbild, dicht gefolgt vom Hankook und Continental. Der Sailun erreichte noch ein bedingt empfehlenswert, obwohl er auch der lauteste Reifen im Test war. Mit 74,77 Dezibel lag er sogar zwei Dezibel über dem EU-Label-Wert. Der Austone und der Fortuna enttäuschten komplett. Nach einem starken Start auf Schnee zeigten sie, wie gefährlich es sein kann, bei Wetterwechsel den falschen Reifen zu haben. Sie fallen unter den gegebenen Bedingungen komplett durch den Test. Beim Reifenkauf sollte der Preis nur ein Kriterium sein, wichtiger ist die Verkehrssicherheit ... Tests liefern hier eine Orientierung.