29.07.2022 16:05 Uhr
Text: Ben Planz I Fotos: André Neudert
Jetta 2 syncro, Baujahr 1991
Von wegen Rentnerauto
Wenn jemand als Kfz-Mechaniker im Prototypenbau bei Volkswagen Nutzfahrzeuge im Werk Hannover angestellt ist, unterstellt man dieser Person ja schon automatisch einen gewissen Hang zu ausufernden Projekten. Im Fall von Sven Warnecke trifft man mit diesem Verdacht voll ins Schwarze. Der Schrauber aus Wunstorf werkelt schon seit vielen Jahren an Volkswagen. Der erste fahrbare Untersatz des heute 39-Jährigen war auch bereits ein Jetta 2. „Der stand in meiner Ausbildungswerkstatt in der letzten Ecke. Ich hatte sofort die Bilder im Kopf, wie er tiefergelegt und mit Alufelgen dastehen könnte. Und warum dürfen nicht auch Fahranfänger Stufenheck fahren? Da hast du neben der fetten Basskiste immer noch genug Platz für 'ne Bierkiste", erklärt Sven ganz pragmatisch. Kurze Zeit später kam der damals angehende Mechaniker in den Besitz eines top gepflegten 90-PS-Modells. Im Besitz eines Führerscheins war er zwar noch nicht, aber das hielt ihn nicht davon ab, ATS-Cup-Felgen und ein FK-Fahrwerk zu erstehen.
Foto: André Neudert
Volles Programm
Da die erste Umbaustufe bereits im Jahr 2006 ihren Anfang nahm und sich bis heute vieles an Svens Jetta geändert hat, stehen wir an der Stelle vor einem Dilemma. Denn alle Modifikationen und den Datenkasten in aller Ausführlichkeit zu besprechen, würde ein Sonderheft nötig machen. Denn aus dem ursprünglichen „So viel muss ich ja gar nicht ändern" ist das bekannte „Vollprogramm" geworden. Einige Tuningmaßnahmen sind bis heute erhalten geblieben, unter anderem die cleanen hinteren Türen. Andere, wie das Golf-4-Armaturenbrett, das zeitweise verbaut war, mussten wieder weichen. Man kann die rund 15 Jahre als Phase sehen, in der immer wieder Modifikationen von Dauer entstanden. Modifikationen, die dazu beitragen, dass der Jetta heute ein Unikat ist.
Foto: André Neudert
Mission erfolgreich
Am Ende musste nur noch das Exterieur auf Racing getrimmt werden. Sven fand mit Micha von Wrapfever Folientechnik genau den richtigen Mann für die Umsetzung seiner Designideen, die einen bunten Mix seiner Lieblinge aus dem Rennsport gepaart mit „Sponsorenlogos" der am Jetta verbauten Marken umfasst. „Das Ergebnis hat mich von den Socken gehauen und bereitet mir jedes Mal ein breites Grinsen, wenn ich die Abdeckplane runterziehe. Jetzt fühlt er sich nicht nur wie ein Rennauto an, sondern sieht auch noch so aus", stellt Sven fest. Denn nach einem Opaauto sieht dieser Jetta nun wirklich nicht mehr aus.
Foto: André Neudert
Motor: 1,8 l 16V G60 mit ?? PS, erleichterte Kurbelwelle, bearbeiteter Zylinderkopf, Ansaugbrücke vom Scirocco 16V KR, Ladeluftrohre aus Alu, K&N-57i-Luftfilter, 470-ccm-Bosch-Einspritzdüsen, einstellbarer Sytec-Benzindruckregler, Bosch-044-Kraftstoffpumpe, ABF-Nockenwellen, Schrick-Hydrostößel, Supertech-Ventile, einstellbares dBilas-Nockenwellenrad, Arias-H-Schaft-Pleuel, viele weitere Modifikationen
Auspuff: Eigenbaufächerkrümmer, handgefertigte Abgasanlage von BK-Performance mit Schalldämpfern von Friedrich Motorsport, Bi-Kat, von Kat bis MSD doppelflutig, von MSD bis ESD 63 mm Rohrdurchmesser, 700-mm-Endrohr
Getriebe: ASU-Getriebe vom Rallye-Golf, organische Sachs-Sportkupplung, G60-Schwungrad erleichtert auf 4,8 kg
Fahrwerk: KW-Gewindefahrwerk V1 mit Uniball-Domlagern, geänderte Ultra-Racing-Domstrebe (VA), Wiechers-Domstrebe (HA)
Rad/Reifen: BBS RC323 7,5 x 17 ET35 mit Toyo Proxes TR1 205/40 R17, 20-mm-Spurplatten (VA), 25-mm-Spurplatten (HA)
Bremsen: Porsche-993-Turbo-Vierkolbenbremssättel mit gelochten Bremsscheiben in 322 x 32 mm, Mov'it-Bremstöpfe Lochkreis 4 x 100 (VA), Audi-S3-Bremssättel mit gelochten G60-Bremsscheiben in 280 x 22 mm, EBC-Yellowstuff-Bremsbeläge
Exterieur: Sprinter-Lufteinlass in Motorhaube, hintere Türgriffe entfernt, Antennenloch verschlossen, Unterboden restauriert, Käfigverstärkung an Karosse verschweißt, Motorraum gecleant, Folierung im Bastos-Renndesign
Interieur: König-RS3000-Kevlar-Sportsitze, Luisi-Mirage-Lenkrad in Wildleder mit Porsche-Hupenknopf, Digifiz 8000, Zeitronix-Zusatzanzeigen für Lambda, Öldruck und Abgastemperatur, Raid-HP-LD-Anzeige, Wiechers-Überrollkäfig, Schroth-Gurte, OMP-Feuerlöscher, CAE-Shifter, Fahrgastzelle leer geräumt und in Candyweiß lackiert, zahlreiche weitere Modifikationen
Danke an: Pitti, Bulli, Leppi, Steven, Diether, Alex, Holger, Andre, Sascha, Papa, Mutti, Basti, Robin, Steffen, Timo, Harri, Jan, BK-Performance, Wrapfever Folientechnik, Röttele Racing, RS-Carbon, Kreutzmann Carbon, Speedyshots und alle Firmen, die mir die Erlaubnis gegeben haben, ihr Logo für das Renndesign zu verwenden