Gute Zeiten. Schlechte Zeiten …

On the road again: Ledl Europa 2001

29.07.2022 15:32 Uhr

Fotos: Peter Renner I Text: Peter Hintze

Wie kaum ein anderes Fahrzeug verkörpert der Buggy den Lifestyle der 1970er-Jahre. Auch Peter Renner aus dem österreichischen Eichgraben ist dem Spaßmobil verfallen. Petzi, so sein Spitzname, ist Jahrgang 1973 und nennt einen seltenen Ledl Europa 2001 sein Eigen. Hier erzählt der Buggyfan seine Geschichte.

Gute Zeiten. Schlechte Zeiten ... Peter Renner hat mit seinem Ledl Europa 2001 schon vieles erlebt. Seit 1994 befindet sich der Buggy im Besitz des Österreichers, der seine Brötchen als Gerätemonteur verdient. „Ich hatte damals eine tolle Zeit und erlebte viele coole Geschichten mit ihm", erzählt der Familienvater. „Im September 2002 musste ich den Buggy wieder abmelden." Der Grund: Petzi mangelte es an Zeit und Geld. Nur trennen konnte und wollte sich der Autobesitzer nicht. Und so überließ er das Schmuckstück unter freiem Himmel seinem Schicksal. „Es gab nur zwei Optionen – entweder verkaufen oder selbst Hand anlegen", erinnert sich der Österreicher. Im Jahr 2019 fasste er die Entscheidung, den Buggy selbst zu restaurieren. Eine Herausforderung für einen Nichtmechaniker. Doch Familie und Freunde packten mit an. Ehefrau Silvia, Tochter Pia sowie Freundin Lisa halfen, wann immer Hilfe gebraucht wurde.

Foto: Peter Renner

„Da mein Buggy 17 Jahre im Freien stand und lediglich mit einer Plane abgedeckt war, nahm mir das die Bodenplatte sehr, sehr übel. Beide Bodenbleche waren mit Rostlöchern übersät", erzählt Peter, Jahrgang 1973. Nach dem Sandstrahlen blieb nur der Rahmentunnel übrig.
Petzi machte sich an den Tausch der Bleche und des Napoleonhuts. Etwas anderes außer Originalteile kam für ihn nicht infrage. Bei den Schweißarbeiten unterstützte mich ein befreundeter Kfz-Meister. Weitere Herausforderung: Da der Ledls-Europa-2001-Buggy eine gekürzte Käfer-Bodenplatte hat, mussten die Bodenbleche um 39 Zentimeter gekürzt werden. „Zum Glück bekam ich von Herrn Ledl eine Schablone", erinnert sich Petzi. Nach dem Sandstrahlen wurde feuerverzinkt. „Wenn, dann g'scheit", wirft der Buggyfan ein. Der Unterboden erhielt Original-VW-Lack in den Farben Weiß für oben (innen) und Schwarz für unten. Damit nicht genug: Der Besitzer mischte beiden Farben noch Gold-Metal-Flakes dazu. Die Lackierarbeiten erfolgten wie das Zerlegen, Schleifen und Kitten unter dem zur Werkstatt umfunktionierten Carport.

Beim Aufarbeiten der GFK-Karosserie betrat Peter einmal mehr Neuland. Ein guter Freund, der im Motorbootrennsportbau ist, konnte helfen. Schleifen – kitten – schleifen – kitten – schleifen ... „Eine schöne Arbeit", sagt Petzi augenzwinkernd. Denn nebenbei restaurierte er ja auch noch die Bodengruppe. Die komplette Vorderachse wurde im Zuge des Projekts gereinigt, gefettet und neu aufgebaut. An Bord kamen neue Bremsscheiben. Die Lenkstangen glänzen nunmehr in Chrom. In puncto Fahrwerk vertraut Peter auf Technik von Bilstein. Verbaut wurde ein B6-Fahrwerk. Die Wolfrace-Felgen wurden derweil in Chromoptik poliert. Sie erhielten neue Gummis. „Die Herausforderung waren die beiden vorderen Reifen, weil es die Dimension 205/55/14 nicht mehr gibt", erklärt der Österreicher. In Deutschland fand er Semislicks mit Straßenzulassung von Avon. Die Reifen für hinten (245/60/14) kommen von BF Goodrich.

Foto: Peter Renner

Das Triebwerk zerlegte Peter in seinem Keller und mithilfe von YouTube-Videos. Ein Motorenbauer bestätigte, dass die Motorhälften noch top in Schuss sind. Nach der Reinigung von Lagergassen und Öleinlässen ging es ans Eingemachte. Der Buggyfan erneuerte Lagergasse, Lager, Stößel, Zylinder, Kolben und Zylinderköpfe, setzte die Kurbelwelle und die restlichen Teile wieder zusammen und füllte frisches Öl auf. Mit neuem Vergaser, 1,2,3-Ignition und Batterie schnurrt der Motor wie ein Kätzchen. Nach dem Abdichten des Getriebedeckels erhielt auch die Hinterachse Neuteile, unter anderem Radlager und Bremstrommel. Jetzt stand der Hochzeit und einer „ersten Ausfahrt" nichts im Weg.

„Voller Stolz und mit einem breiten Grinsen im Gesicht fuhr ich nur mit der Bodenplatte die Gasse rauf und runter", freut sich der Österreicher. Selbst die Nachbarn gratulierten. Der Weg war gebahnt für ein neues Farbkleid. Peter entschied sich für den Nissan-Skyline-Farbton Perlmuttweiß, wobei nur der Basisweißlack genommen und dem Effektlack ein Goldpulver beigemischt wurde. Beim Lackieren der Karosserie halfen Michi, Stefan und Sebastian. Der anschließende Zusammenbau erfolgte so, dass die Motorhaube bei Bedarf abgenommen werden kann. Mit Klarlack überzogen wurden der geschliffene und polierte Frontscheibenrahmen und der Überrollbügel. Kabel, Schalter und Relais: Den Einbau der Elektrik erledigte Petzi ebenfalls allein. Mit neuen Schalensitzen und Sicherheitsgurten sowie einem Victor-Lenkrad geht's ab sofort auf Tour. Seit Sommer 2021 ist der Ledl Europa 2001 offiziell für die Straße zugelassen.

Allzeit gute Fahrt wünscht die SPEEDition.

Foto: Peter Renner

Peter Renner >>> Ledl Europa 2001, Baujahr 1968

Motor: 1.495 Kubikzentimeter, komplett revidiert und neu aufgebaut, 1,2,3-Ignition

Karosserie: gekürzte Käfer-Bodenplatte, Unterboden lackiert in Original-VW-Farbtönen, GFK-Karosserie, Lackierung in Nissan-Skyline-Perlmutt, Effektlack mit Goldpulver, Vorder- und Hinterachse erneuert, Frontscheibenrahmen geschliffen und poliert, Elefantenfuß mit LED, Frontscheinwerfer-LED, Überrollbügel

Fahrwerk: Bilstein-B6-Fahrwerk

Rad/Reifen: Wolfrace-Felgen in Chromoptik, an der Vorderachse in 6 x 14 x 105, ET3 mit Avon-Semislicks in 205/55/14, an der Hinterachse in 7 x 14 x 31, ET8 mit BF-Goodrich-Reifen 245/60/14

Interieur: Schalensitze und Sicherheitsgurte erneuert, Victor-Lenkrad