KW automotive feiert Geburtstag

Vom Einmannbetrieb zur globalen Unternehmensgruppe

09.05.2022 16:11 Uhr

Fotos: KW automotive I Text: Peter Hintze

Im Mai 1992 legte Klaus Wohlfarth im Ländle mit der Gründung eines Einzelhandelsgeschäfts namens KW Tuning den Grundstein einer eindrucksvollen Erfolgsgeschichte. Drei Jahrzehnte später ist aus dem Einzelhändler für sportives Autotuning und Zubehör ein in seinem Segment weltbekannter Hersteller für Gewindefahrwerke, Motorsportdämpfer und Leichtmetallräder geworden. Herz der KW automotive Gruppe ist der im schwäbischen Fichtenberg ansässige Fahrwerkhersteller KW automotive, den Klaus Wohlfarth gemeinsam mit seinem Bruder Jürgen Wohlfarth und engagierten Mitarbeitern zum Weltmarktführer für individuelle Fahrwerksysteme aufgebaut hat. Während allein am Stammsitz in Fichtenberg 360 Menschen tätig sind, beschäftigt die inhabergeführte Unternehmensgruppe weltweit 1.200 Mitarbeiter. Zur Unternehmensgruppe zählen heute neben dem Räderhersteller BBS auch der Offroad- und Rallye-Fahrwerkhersteller Reiger Suspension, die Stoßdämpfersparte des Technologiekonzerns AL-KO sowie weitere eigene Fahrwerk- und SimRacing-Marken.

Foto: KW automotive

Klaus Wohlfarth, Unternehmer und Gründer von KW automotive, sieht ein Problem als Herausforderung an, das es erfolgreich zu meistern gilt. Im Mai jährt sich die Gründung des Einzelhandelsgeschäfts mit dem Namen „KW Tuning" in seinem schwäbischen Heimatort Murrhardt zum 30. Mal. 13 Standorte und 1.200 Mitarbeiter: Inzwischen ist aus dem Einzelhändler ein Weltunternehmen geworden. Die Produkte werden von Automobilherstellern, Motorsportteams und begeisterten Automobilenthusiasten weltweit geschätzt.

Global aufgestellt, regional verwurzelt

„Da es damals die Produkte, die die Kunden wollten, nicht gab, fingen wir an, ein eigenes Gewindefahrwerk zu entwickeln", blickt Klaus Wohlfarth, dessen Initialen sich im Firmennamen wiederfinden, zurück. Das zur Essen Motor Show 1995 eingeführte Fahrwerk war ein Meilenstein. Mit eigenen Wurzeln im Rennsport und immer den einzelnen Kundennutzen im Fokus, optimierte und verbesserten Klaus Wohlfarth und seine Wegbegleiter das Produkt Gewindefahrwerk immer weiter.

Der 1998 zur KW automotive GmbH umfirmierte Fahrwerkhersteller hat in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche große und kleine Innovationen entwickelt. Dazu gehören unter anderem in der Höhe einstellbare Hinterachsfederteller, in der Dämpfercharakteristik separat einstellbare Ventiltechnologien, die Fertigung von Federbeinen aus Edelstahl, hydraulische Liftsysteme, die Nutzung von Verbundwerkstoffen bei Federtellern sowie Smartphone-Apps zur Fahrwerksteuerung.

Foto: KW automotive

Diese und weitere sorgten dafür, dass der von den Brüdern Klaus und Jürgen Wohlfarth geführte Hersteller zum Marktführer für individuelle Fahrwerksysteme wurde. Neben Automobilenthusiasten zählen Automobilhersteller zu den Kunden. Den Anfang machte Mercedes-Benz und ließ ausgewählte Serienmodelle wie Mercedes SLK 55 AMG Black Series mit einem in der Druck- und Zugstufe separat einstellbarem Gewindefahrwerk ausrüsten. Heute arbeitet KW automotive für Audi, BMW, Ford, Mercedes, Porsche und weitere Automobilhersteller. Dabei fertigt das Unternehmen die Fahrwerke nicht nur, sondern unterstützt in der Fahrwerkauslegung und Entwicklung. „Wir bedienen Kunden und haben Geschäftsfreunde, von deren Sportwagen ich mir einst Bilder in mein Zimmer gehängt habe", sagt Klaus Wohlfarth. "Längst zählen auch Hersteller wie Rimac Automobili, dessen 1.900 PS starkes Elektro-Hyper-Car Nevera wir ab Werk mit unserer adaptiven Fahrwerktechnologie ausrüsten, zu unseren Industriekunden. Heute gibt es im Motorsport kaum eine Meisterschaft, in der nicht das eine oder andere Produkt einer unserer Marken eingesetzt wird."

Unmögliches einfach möglich machen

Auf den eigenen Lorbeeren ausruhen und sich mit dem Stand der Technik zufriedengeben? Das kommt für den 53-jährigen Gründer, Geschäftsführer und Automobilenthusiasten nicht in Frage. Als einziger Fahrwerkhersteller in seinem Segment entwickelt und fertigt KW automotive adaptive Gewindefahrwerke samt eigener Steuergeräte, Sensorik und Software-Regelalgorithmen für eine autonome situationsbedingte Dämpfereinstellung während der Fahrt in Echtzeit. Auch im Bereich „Künstliche Intelligenz" für Fahrwerkregelungen ist KW automotive einer der großen Akteure. Beispielsweise arbeitet der Hersteller in diesem Bereich seit mehreren Jahren eng mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) zusammen. Gemeinsam mit dem Institut für Digitalisierung und elektrische Antriebe (IDA) der Hochschule Heilbronn (HHN) am Campus Künzelsau wird aktiv an neuen Technologien für die Automobilindustrie und den Aftermarket getüftelt. So einzigartig wie das KW Engineering ist auch die Fertigung bei KW automotive in Fichtenberg. Die KW automotive Gruppe fertigt an ihrem Hauptsitz im schwäbischen Fichtenberg all ihre Produkte wie etwa die Gewindefahrwerke ihrer Marken KW, ST und ap mit einer Fertigungstiefe von nahezu 95 Prozent. Das Besondere dabei ist, dass alle Prozessketten von Federbein- und Gehäusefertigung über die Dämpfermontage, Federbeschichtung bis hin zur Fahrwerkendmontage so flexibel gestaltet ist, dass die Fahrwerke individuell auftragsbezogen gefertigt werden. Durch dieses „Built-to-Order"-Prinzip hebt sich KW deutlich von allen anderen Fahrwerkherstellern ab und fertigt so rund 400 individuelle Fahrwerke täglich, von denen etwa 350 für völlig verschiedene Fahrzeuge sind.

Foto: KW automotive

„Es gibt weltweit keinen zweiten Hersteller von individuellen Fahrwerklösungen, der die Fertigungslosgröße von eins in dieser Geschwindigkeit und Präzision herstellen kann, wie wir das an unserem Standort in Fichtenberg tun. Je nach Fahrwerk sind dabei über 85 Fertigungsschritte notwendig", beschreibt Klaus Wohlfarth eines der Alleinstellungsmerkmale der flexiblen Fertigungsstruktur. Während beispielsweise das KW Lieferprogramm 1995 noch etwa neun Fahrwerkprodukte für vier Fahrzeuganwendungen beinhaltete, sind es 2022 allein am Standort Fichtenberg über 26.000 Fahrwerkanwendungen für über 2.400 Fahrzeuganwendungen.

In den Jahren 2017 bis 2020 investierte der Fahrwerkhersteller in die Erweiterung seines Hauptsitzes und digitalisierte sämtliche Fertigungs- und Logistikprozesse für die erfolgreiche Transformation zur Industrie 4.0. „Das haben wir alles im laufenden Betrieb umgesetzt und dank engagierter Mitarbeiter und starker Partner auch erfolgreich gemeistert", so Klaus Wohlfarth weiter. Von dieser Digitalisierung am Hauptsitz in Fichtenberg werden auch die ihm vergangenen Jahr von KW automotive übernommenen Unternehmen profitieren und zum Teil Synergieeffekte nutzen können. Neben dem Räderhersteller BBS kamen auch der auf Offroad- und Rallye-Fahrwerke spezialisierte Hersteller Reiger Suspension sowie das Stoßdämpfergeschäft von AL-KO, mit dem man schwere Nutzfahrzeuge und den Pkw-Nachrüstmarkt abdeckt, unter das Dach der KW automotive Gruppe. Daneben entwickelt sich für die inhabergeführte Unternehmensgruppe auch der SimRacing-Geschäftszweig positiv. So ist KW mit seinen Marken Ascher Racing, TrackTime und RaceRoom im stark wachsenden E-Sport aktiv und prägt es mit seinen Entwicklungen genauso wie den Fahrwerk-Aftermarket.

www.kwautomotive.de

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