BMW 320i (E30), Baujahr 1987

H-Kennzeichen? Nein danke!

12.05.2022 15:55 Uhr

Fotos: Peter Herforth I Text: Nick K. Hofmeister

Es ist schon etwas länger her, seitdem dieser E30 endlich wieder ein BMW sein darf. Im Sommer 2015 kam er in die Obhut des Bayern Alexander Hahn.

„Der Dreier gehörte einem guten Freund, und der BMW war sein Winterauto." Ein E30 als Winterauto? Unglaublich! Doch nicht jeder schaut mit dem Blick eines Altblechliebhabers auf den alten Bajuwaren. Für manch einen sind Old- und Youngtimer einfach alte Karren. Dementsprechend fehlt es der einen oder anderen alten Karre an Substanz, und der Wartungsstau reicht manchmal bis zum Gardasee ... „In so einem schlimmen Zustand war die Winterkiste dann wieder nicht. Die eine oder andere Roststelle, gepaart mit ein paar Dellen und Blessuren vom Driften", schmunzelt Alexander, der als Kraftfahrer bei der Bundeswehr einen Schützenpanzer fährt. Da der Zeitsoldat eigentlich nie ein wirkliches Showcar aufbauen wollte, war das alles nur halb so wild für ihn.

Aller Anfang ist leicht

Wer heute einen BMW E30 fährt, sollte ihn auf jeden Fall hegen, pflegen und vor allem fahren. Denn zum Fahren sind sie da. Als 1982 die zweite Dreier-Generation auf den Markt kam, wurde die Baureihe auf Anhieb eine der erfolgreichsten Baureihen von BMW. Ob als zwei- oder viertürige Limousine, Cabrio oder Touring – auf breiter Front überzeugte die E30-Baureihe mit ihrer sportlichen Freude am Fahren. Selbst der kleine BMW 316 überzeugte mit drehfreudigem Motor. Noch mehr Spaß machten seinerzeit die großen Reihensechszylinder, vor allem der große M20B25 aus dem 325i mit seinen 171 PS. Ganz so gut motorisiert war Alexanders BMW dann aber nicht. Zunächst. Als er den zum Winterauto degradierten BMW mit Freunden auf Vordermann brachte, war noch ein M20B20 mit Katalysator an Bord.


Die oftmals gerne trüb werdenden E30-Scheinwerfer erneuerte Alexander und montierte bei den ersten Reparaturschritten einfach einen Satz ATS-DTC-Leichtmetallräder. „Die DTC Alus kamen an Bord, genauso wie eine neue Frontspoilerlippe vom 318iS", erinnert sich der Panzergrenadier. „Ich wollte am Anfang nur ein leichtes Auto mit akzeptabler Leistung." Der Serienmotor mit seinen 129 PS hatte im Grunde relativ leichtes Spiel mit der etwa knapp 1,1 Tonnen wiegenden Zweitürer-Limousine. Noch leichter wurde der BMW durch eine Diät in Form eines leer geräumten Interieurs. „Seitdem ging der 320i schon ziemlich gut ums Eck", grinst Alexander.

Foto: Peter Herforth

Winterauto wird Unfallauto

Anscheinend ging der BMW wohl zu gut ums Eck. Denn der 320i machte eine ungeplante Bekanntschaft mit einer Leitplanke. Doch ein E30 ist kein Schützenpanzer, und die Leitplanke war der Sieger. Trotz des Unfalls, bei dem Alexander zum Glück nichts Schlimmes passierte, warf er die Flinte nicht ins Korn und wagte sich an einen Neuaufbau.

„Irgendwie wollte ich etwas mehr eskalieren und aus meinem BMW eine Hommage an die alten DTM-Zeiten bauen." Die Karosserie wurde demontiert und die Spuren der Kaltverformung beseitigt. Dabei kamen auch Stellen zutage, an denen der Rost bereits weit fortgeschritten war. Mit Reparaturblechen, einem Schweißbrenner und der tatkräftigen Unterstützung diverser Bekannten wurden die Unfallschäden beseitigt. Bei den Karosseriearbeiten cleante man nicht nur die Stoß- und Seitenleisten, sondern auch die Ersatzradmulde. Letztere gibt es seitdem nicht mehr.

„Da ich meist nur am Wochenende am BMW etwas machen konnte, zog sich der Neuaufbau samt Umbau fast drei Jahre", so Alexander. Nicht zu vergessen: die ewige Suche nach bezahlbarer Hardware mit Gutachten. Die Radläufe wurden in Blech verbreitert. Anschließend kam ein GFK-Breitbau-Bausatz an die Kotflügel. Den Kit ließ sich Alexander in Polen bauen. Per Einzelabnahme wurden die Verbreiterungen auch in die Fahrzeugpapiere eingetragen.

Foto: Peter Herforth

Motorwechsel: modernen Reihensechszylinder nachgerüstet

Anstatt des alten M20B20-Reihensechszylinders griff Alexander zum M50-Sechsender. Ende der 1980er-Jahre lösten diese die M20-Motorenfamilie ab. Der M50B25 bildete das Rückgrat der neuen Reihensechszylindermotoren, die mit ihrer Vierventiltechnik und modernem Ventilspiel mit Hydrostößel im BMW Fünfer (E34) und auch in der BMW E36-Baureihe eingebaut wurden. Aus einem alten Fünfer stammt auch Alexanders neuer Motor. Diverse Verschleißteile am M50 wurden fachmännisch erneuert, und da der M50B25 gerne zum Kochen neigen kann, wurde der Kühlkreislauf überarbeitet. Für wärmere Breitengrade rüstete BMW damals ihren Exportschlager, den E34, mit größerem Wasserkühler aus. Diese sogenannte Tropen-Ausführung eines 535i rüstete auch Alexander nach. Hinzu kamen ein manuell zuschaltbarer Lüfter und auch ein früher öffnendes Kühlerthermostat. Bevor der neue Reihensechszylinder aber endlich in den E30 einziehen konnte, überarbeitete Alexander das gekaufte 318i-Schaltgetriebe mit einer Sachs-Performance-Sintermetallkupplung und einem nur 4,8 Kilo leichten Einmassenschwungrad. Dass noch ein Sperrdifferenzial eingebaut wurde, versteht sich von selbst.


Innen wie außen erstrahlt der BMW in einem wunderschönen Alpinweiß II. Kaum war der Lack trocken und unter der einen oder anderen Schicht Klarlack konserviert, ging es an den Zusammenbau. Mittels Fächerkrümmer und Edelstahl-Auspuffanlage von Supersprint klingt der Reihensechszylinder noch schöner. Schöner wurde auch der in Wagenfarbe auslackierte Innenraum. Im Grunde sind nur noch das Armaturenbrett und das Radio Serie. Der Rest ist auf Sport getrimmt. Dazu zählen nicht nur die Recaro-Poleposition-Schalensitze, sondern auch der schwarze und eingeschweißte Wiechers-Überrollkäfig samt Flankenschutz inklusive OMP-Vierpunktgurten. Sehr schick sind auch die Aluminium-Vertäfelungen sowie das Sportlenkrad. „Das Luisi war das einzige geschüsselte Lenkrad, welches ich mit einem Gutachten für meinen BMW auftreiben konnte", so Alexander, der großen Wert darauf legt, dass all seine Umbauschritte und Modifikationen in die Fahrzeugpapiere eingetragen sind.

Foto: Peter Herforth

Neue Pläne sind schon im Anmarsch

Noch drehen sich in den breiten Radhäusern Tracer-Tech-I-18-Zöller. Da Alexander aber immer mehr Gefallen daran findet, seinen BMW auch auf Trackdays zu bewegen, spielt er mit dem Gedanken, auf 17 Zoll große Räder umzurüsten. Auch von einem weiteren Motorwechsel träumt der Zeitsoldat: „Cool wäre natürlich der 3,0-Liter-M3-Reihensechszylinder aus dem E36 und das Ganze noch mit einem Kompressor." Dabei wird es vermutlich nicht bleiben ...

Und auf helfende Hände kann sich der BMW-Fahrer verlassen. „Mich haben beim Aufbau viele unterstützt, ohne die ich es am Ende nicht geschafft hätte, ein zu 100 Prozent legales Straßenauto aufzubauen", bedankt sich Alexander. Andreas Schober hat dem Zeitsoldaten beim Karosseriebausatz sehr geholfen. Alexander Schießl vom Autohaus Stummer stellte nicht nur die Werkstatt zur Verfügung, sondern stand auch sonst immer mit Rat und Tat zur Seite. Auch Bernhard Winter fand beim BMW-Projekt auf jede Frage eine Antwort. Last but not least geht ein Dankeschön an Erich Heindl. „Ohne ihn hätte ich den E30 gar nicht", schwärmt der Zeitsoldat.

Foto: Peter Herforth

BMW 320i (E30), Baujahr 1987 >>> Alexander Hahn

Motor: 1.990 ccm Reihensechszylinder (M20B20) mit 95 kW (129 PS); Motorumbau auf 2,5-Liter-Reihensechszylinder (M50B25) aus BMW E36 mit 141 kW (192 PS), mit nachgerüstetem BMW-E34-Tropen-Ausführung Wasserkühler und manuell zuschaltbarem E-Lüfter, früher öffnendes Thermostat; BMW-E34-Ölwanne; Raid-HP-Luftansaugung

Auspuff: Supersport-Komplettauspuffanlage inklusive Fächerkrümmer

Getriebe: Getrag-Fünfgangschaltgetriebe vom 318i mit Sachs-Performance 6-Pad-Sintermetallkupplung, erleichteres Einmassenschwungrad; Sperrdifferenzial

Fahrwerk: umgeschweißte Achsschenkel/Radträger für K-Sport-Gewindefahrwerk, Servolenkung ausgebaut; Distanzscheiben 25 mm vorne und 10 mm hinten; Wiechers-Domstrebe

Rad/Reifen: dreiteilige Tracer-Tech-1-Leichtmetallräder in 9 x 18 Zoll und 10,5 x 18 Zoll mit Toyo Proxes in 225/35-18 und 245/35-18

Bremse: BMW-740i-Bremssättel mit BMW-M3-(E46)-Bremsscheiben vorne, BMW-323i-Compact-Bremsanlage hinten

Karosserie: Unfallschaden repariert, Reserveradmulde abgeschweißt, umfassende Rostbeseitigung am Unterboden, Radhäuser inkl. Tankentlüftung und Reparaturbleche eingeschweißt; Stoßleisten gecleant; Radläufe in Blech erweitert und mit GFK-Karosseriebreitbausatz in M3-Optik kombiniert; Frontumbau auf BMW-E30-M3-Optik; Eigenbau-Frontspoiler; Kofferraum-Spoiler; Komplettlackierung in BMW Alpinweiß II, diverse Sticker und Decals

Interieur: eingeschweißte Wiechers-Sicherheitszelle (Flankenschutz, Käfig, Kreuz etc.); OMP-Vierpunktgurte; Recaro-Poleposition-Schalensitze, Driftking Shortshifter; geschüsseltes Luisi-Sportlenkrad; Aluminium-Vertäfelungen; leer geräumtes und in Wagenfarbe auslackiertes Interieur

Car-Audio: Serienausstattung mit JBL-Lautsprechern