Lada 2103, Baujahr 1981

Iwan, der Glückliche

05.07.2022 16:13 Uhr

Text: Ben Planz I Fotos: Jan Bürgermeister

Klar kennt jeder von euch die Marke Lada. Aber mal Hand aufs Herz: Mit der Modellbezeichnung Lada 2103 können die meisten von euch spontan nichts anfangen. Noch komplizierter wird es, wenn man bedenkt, unter wie vielen Namen die russische Limousine unterwegs war. Der Einfachheit halber vergessen wir die Bezeichnungen Schiguli, WAS-2103, VAZ-2103 und Lada 1500. Einigen wir uns darauf, dass es sich bei Iwan Boldts rotem Exoten um einen Lada 2103 handelt. Auf dem Fiat 124 Special basierend wurde der Mittelklassewagen von 1973 bis 1984 über 1,3 Millionen Mal gebaut. Damals war er das Lada-Topmodell mit der besten Ausstattung, brachialen 75 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Bei uns begegnete man dem Wagen nicht unbedingt an jeder Ampel. In Iwans Geburtsland Kasachstan ist das anders. Ladas sind öfter im Alltag zu sehen. Auch Iwans Vater und Großvater waren stolze Besitzer. Das blieb nicht ohne Folgen ...

Foto: Jan Bürgermeister

Im Alter von zehn Jahren kam Iwan nach Deutschland. Schon damals war fest in seinem Hinterkopf verankert, dass er einmal Lada-Fahrer sein würde. Die Jahre vergingen. Dann hatte der Mann aus Soest ein Schlüsselerlebnis, das seinen alten Wunsch weiter manifestieren sollte. „Als ich vor ungefähr zehn Jahren ein Video von einem tiefen Lada 2103 mit Felgen aus der Ukraine sah, wusste ich, dass es unbedingt ein 2103 werden sollte", berichtet Iwan. Doch es sollten noch einige Jahre vergehen, bis es endgültig so weit sein sollte. Der heute 38-Jährige wünschte sich zwar einen Lada, suchte danach aber nicht intensiv. Seine Suche beschränkte sich auf unregelmäßige Recherchen im Internet. Außerdem gab es die eine oder andere Besichtigung bei einem Kumpel, der mit Ladas handelt. Es sollte tatsächlich 2019 werden, bis Iwan endlich fündig wurde. In nur 50 Kilometern Entfernung wurde ein 2103 zu einem unschlagbaren Preis angeboten. Optisch war der knapp 40 Jahre alte Wagen in gutem Zustand. Nur technisch haperte es ein wenig. Iwan schlug an seinem 36. Geburtstag zu und das Projekt Lada konnte beginnen. Denn selbstverständlich wollte der amtliche Fachassistent keinen Serienwagen pilotieren. Über einen passenden Radsatz musste er sich schon mal keine Gedanken machen. Dieser lag bereits parat. „Die Felgen hatte ich schon lange im Voraus in einem schlechten Zustand gekauft. Bei Instagram habe ich mich informiert, wie breit ich die Räder bauen kann, damit es passt", erzählt uns Iwan. Er zerlegte die geschundenen Zweiteiler und ließ Innenbetten und Sterne hochglanzverdichten. Dank neu angeschaffter, breiterer Außenbetten wuchsen die Räder von 6,5 auf 7,5 Zoll Breite. Eine wichtige Frage stand jedoch noch im Raum: Luft oder Gewinde? „Mir wurde empfohlen, Alexander von BagBagged aus Moskau anzuschreiben. Er machte mir ein Angebot für ein komplettes Airride-System. Und bei dem Preis war mir sofort klar, dass es ein Luftfahrwerk für den Lada wird", blickt Iwan zurück. Die Entscheidung war gefallen.

Foto: Jan Bürgermeister

Seit dem Kauf des Wagens verlief die Geschichte reibungslos. Das sollte leider enden. „Der Umbau hat etwas länger gedauert, weil ich die meisten Teile aus Russland bestellt habe", berichtet der Lada-Freak. „Das Schwierigste war das Fahrwerk. Das hat mich den letzten Nerv gekostet! Der Umbau hat sich in die Länge gezogen und war doch schwieriger, als ich dachte." Doch Iwan blieb am Ball und ruhte nicht, bis der Lada standesgemäß in Richtung Asphalt gewandert war. Die rote Originalkunstlederausstattung folgte im vergangenen Jahr und erhielt vom Sattler einen passenden roten Teppich.

Die zurückliegende Saison 2021 war schließlich das bisherige Highlight für Iwan. Vor allem ein unglaublicher Roadtrip bleibt ihm in Erinnerung. Sage und schreibe 7.000 (!) Kilometer spulte er in einem Monat ab. Auf eigener Achse, versteht sich ... „Erst Wrozlaw (Breslau) zum Ultrace. Von da aus für eine Woche nach Riga. Von Riga nach Hause und keine zwei Wochen später für ein Wochenende zum Wörthersee Reloaded. Und das alles ohne irgendwelche Vorkommnisse. Nichts kaputtgegangen oder Sonstiges!", berichtet er stolz. Dabei muss man bedenken, dass Iwan keine fünf Stunden vor Beginn seines Trips erst mit der Umrüstung seines Wagens auf ein Fünfganggetriebe fertig wurde. Inklusive einer neuen Kardanwelle und eines anderen Differenzials. Es gab also auch abseits des Fahrzeugalters Potenzial für Pannen. Doch der Lada marschierte und wird aktuell gerade dafür belohnt.

Foto: Jan Bürgermeister

Während ihr diese Zeilen lest, wartet Iwans treuer Begleiter zerlegt auf neue Karosserieteile und Neulack. Und in Russland wird gerade ein stärkeres Triebwerk gebaut, das dann in einen frisch gecleanten Motorraum einziehen soll. Wir sind schon auf das Ergebnis gespannt!

Lada 2103, Baujahr 1981 >>> Iwan Boldt

Motor: 1,5-l-Vierzylinder-Vergasermotor mit 75 PS, auf kontaktlose Zündung umgebaut

Getriebe: Umbau auf 5-Gang

Fahrwerk: Luftfahrwerk von BagBagged, Lufterzeugung und manuelle Steuerung von nullbar

Felgen/Reifen: BBS RM 012 (ET 33) umgeschüsselt auf 7,5 x 15 Zoll. Hochglanzverdichtet, Nankang-Pneus in den Dimensionen 165/45R15

Interieur: Originalkunstlederausstattung mit rotem Teppich, Lada-2101-Lenkrad, Tuning-Schaltknauf aus UdSSR-Zeiten

Hi-Fi: JVC-Radio, Hertz-Weichen, MacAudio-Verstärker, Hertz-Hochtöner und -3-Wege-System, JBL-Subwoofer

Dank an: Ehefrau Mirdza Boldt, Alex Wiedemann, die Kumpels von SIDIINDUSTRIES & The Same und die Gemeinschaft Legends of USSR