Porsche Cayman S, Baujahr 2006

Zuffenhausener Raketenhase

04.05.2022 13:54 Uhr

Text: Ben Planz I Fotos: Jordan Lab

Einen Porsche Cayman mit Rocket-Bunny-Bodykit sieht man nun wirklich nicht an jeder Ampel. Besitzer Mark Thomas Peters war bei seinem Projekt von Anfang an klar: „Das wird das Verrückteste, was du bisher umgesetzt hast." Da ahnte er noch nicht, wie sehr er damit richtig lag ...

Der Wahnsinn begann im Jahr 2018. Mark konsumierte gerade ein asiatisches YouTube-Video und war geflasht. „Was war das? Ein UFO? Ein Monster?", blickt der Immobilienberater auf seine zufällige Erleuchtung in Sachen Rocket Bunny zurück. Und ergänzt: „Schnell war klar: Das brauche ich auch! Gibt es so etwas schon in Deutschland? Von und mit Porsche? Nein!"

Als klar wurde, dass es in Deutschland noch keinen Porsche mit einem der asiatischen Bodykit gab, reifte in Marks Kopf auch schon ein irrwitziger Plan. „Alles fing an mit einer Idee. Einem kleinen, wachsenden Keim. Einem Kratzen im Hinterkopf", beschreibt der Mann aus Sande in Niedersachsen seinen damaligen Gemütszustand. Jeder Tuner kennt dieses Gefühl! Egal ob am Tag auf der Arbeit oder nachts im Bett – ein Bild hat sich ins Gedächtnis eingebrannt und lässt einen nicht mehr los. Im Fall von Mark war es ein Porsche Cayman mit Rocket-Bunny-Umbau von Pandem.

Foto: Jordan Lab

Klar war natürlich, dass sich diese Gemütslage erst bessern würde, wenn der Niedersachse das Bild vor seinem geistigen Auge in die Realität umsetzt. Und da Mark von verrückten Plänen nicht unbedingt abgeschreckt wird, ging er das Ganze umgehend an. Wer acht Wochen vor dem Wörthersee ein Golf-1-Gruppe-H-Projekt mit Einzeldrossel angeht und damit rechtzeitig fertig wird, sollte doch auch so etwas hinkriegen, oder!? „So ein Porsche ist schon etwas anderes als ein Golf 1. Dies mussten wir schnell herausfinden", räumt der 36-Jährige ein. Mit „wir" meint der Fahrzeugbesitzer die @Platzhirsch.racing-Crew und Freunde, die bei diesem Projekt mit am Start waren. Doch von Anfang ...

Ein breites Bodykit bringt große Verantwortung mit sich

Bevor es überhaupt zu Problemen beim Umbau kommen konnte, bestand ja zunächst einmal die Problematik der Beschaffung. Denn Mark wollte einen Handschalter mit schwarzer Innenausstattung, weniger als 120.000 Kilometern auf der Uhr und weitestgehend Vollausstattung. Außerdem sollte es ein Cayman S sein. Und bezahlbar war ebenfalls wünschenswert.

Foto: Jordan Lab

Am Ende wurde der Niedersachse bei einem Privatmann in Nordrhein-Westfalen fündig und schlug zu. Anschließend machte er sich direkt an die Recherche und sprach mit potenziellen Zulieferern. Am Ende entschied sich Mark aus Sympathiegründen für die Tofugarage aus Aachen. Auf der Essen Motor Show orderte er das Bodykit bei Alex und war happy. Durch die Entscheidung, zukünftig extrem breit unterwegs sein zu wollen, entstanden automatisch mehrere Baustellen. Denn nun mussten extrem breite Felgen her. Wie schon in der Vergangenheit beauftragte Mark den Felgenschmied mit der Umsetzung. „Dieser zauberte mit viel Geduld, Kunst und Leidenschaft eine BBS-Felge, die noch heute in der Breite ihresgleichen sucht. 13,5 Zoll auf der Hinterachse war hier ein Machtwort, was mich bis heute zum Staunen bringt", gibt sich der Immobilienberater ehrfürchtig. In der Beschaffung eines vom TÜV vorgeschriebenen 335er-Reifens bestand die nächste Hürde. Mark wurde schließlich in Belgien fündig, hatte allerdings das Gefühl, einen vergoldeten Reifen kaufen zu müssen.

Generell hat er sich die Worte „günstig" und „schnell" im Verlauf dieses Umbaus abgewöhnt. Mit der Anschaffung des Luftfahrwerks waren die weichenstellenden Beschaffungsmaßnahmen abgeschlossen. Static kam nicht infrage, weil der Mann aus Sande andere Rocket-Bunny-Fahrzeuge als deutlich zu hoch empfand. Jetzt konnte der Umbau beginnen. Oder auch nicht. Denn Mark hatte viele Kleinigkeiten nicht bedacht, wie er heute zugibt. Einfach ein „Bodykit dranspaxen und fertig" entsprach hier nicht der Realität. Im Gegenteil: Die Liste der Cayman-spezifischen Anpassungsarbeiten war lang. Sie reichte vom Versetzen der Kühler in den vorderen Radhäusern bis hin zu etlichen Codierungsarbeiten.

Foto: Jordan Lab

„Gott sei Dank hatte die Tofugarage immer einen guten Ratschlag und viele helfende Hände. Somit wurden sämtliche Anpassungs- und Karosseriearbeiten dort durchgeführt, was ich auch immer wieder so machen würde", lobt der Niedersachse die Arbeit von Alex. Das Zusammenspiel zwischen Fahrwerk und Bodykit war ebenfalls ein Faktor, der im Vorfeld als nicht so ernst wahrgenommen wurde. „Ist das Fahrwerk zu tief, liegt das Bodykit auf dem Boden und geht kaputt. In unserem Fall hatten wir jedoch Glück, und es ist ausreichend Bodenfreiheit gegeben, was auch für die TÜV-Abnahme nicht unwichtig war", erzählt der Porsche-Besitzer.

Gott des Krieges und der Jagd

Das Cayman-Projekt bedeutete für Mark Monate des Bangens, eine nicht unbedeutende finanzielle Investition und eine Geduldsprobe. Nicht selten zweifelte er auch an seinem Plan. Doch als der Porsche im Oktober 2020 zum ersten Mal fertig umgebaut und im schwarzen Lackkleid vor ihm stand, war das alles vergessen. Der erste Porsche Cayman S mit Rocket-Bunny-V1-Bodykit in Deutschland war von der wahnwitzigen Idee zur Realität geworden und wurde nun „O.N.U.R.I.S." getauft. „Tatsächlich handelt es sich um einen griechischen Jagd- und Kriegsgott. Da der Porsche in seinem Bodykit jetzt aussieht wie ein Kriegsgott in seiner Rüstung kurz vor einer Schlacht, passt der Name ganz gut", erklärt Mark die Namenswahl. Der Niedersachse hat alle Hürden genommen, die es zu nehmen gab und ist nun stolzer Besitzer eines auffälligen Unikats, das bei Kontrollen sogar bei der Polizei gut ankommt. Solange der große Heckspoiler brav zu Hause in der Garage geblieben ist, versteht sich ...

Foto: Jordan Lab

Porsche Cayman S, Baujahr 2006 >>> Mark Thomas Peters

Motor: 3,4 Liter Sechszylinder-Boxermotor mit 295 PS

Auspuff: Eigenbau-Abgasanlage aus Edelstahl

Fahrwerk: HP-Drivetech-Luftfahrwerk HPDT-FK-P987, PMPWRK Drop It Management, 11,5-Liter-Tank von Airlift, 444er Silent Compressor

Rad & Reifen: mehrteilige Sonderanfertigungen BBS E28 mit 11x18 Zoll (ET –5) und Michelin Pilot Sport in 235-35R18 vorne, 13,5 x 18 Zoll (ET 35 plus 20-mm-Platten) mit Michelin Pilot Sport in 335-35R19 hinten

Exterieur: Radhäuser komplett neu ausgeschnitten und angefertigt, Radläufe 3,5 cm nach oben versetzt, Oracal-Folierung in Eisgrau, Komplettumbau auf Rocket-Bunny-V1-Bodykit

Interieur: Porsche-Sportlenkrad, Heigo-Clubsportbügel

Danke an: Alex B. von der Tofugarage, Marc S. von Felgenschmied, Michael H. von Heemann Performance, Teja W. vom PZ OL, Ihno B. für die Hilfe und Geduld sowie Ariane P. für die Liebe