Toyota Aygo, Baujahr 2008

Mehr als F-F-F-Tuning!

11.05.2022 14:33 Uhr

Fotos: Mathjis Van Wijk I Text: Nick K.Hofmeister

Sandra aus den Niederlanden befreite ihren City-Flitzer vom Image eines langweiligen Einkaufswagens und räumt seitdem mit ihrem kleinen Cruiser beim Show&Shine ab – und dies vollkommen verdient!

Seit einer gefühlten Ewigkeit ist das „F-F-F-Tuning" (Fahrwerk, Felgen, Folie) mit seinen vielen feinen Details der absolute Tuning-Mainstream. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Es gibt auch 2021 eingefleischte Hardcore-Schrauber, für die Tuning erst da anfängt, wo andere glauben, das Maximale herausgeholt zu haben. In der europäischen Szene wagen sich nur wenige daran, ein relativ langweiliges Serienauto wie einen Toyota Aygo in ein auffälliges Show&Shine-Fahrzeug zu verwandeln. Sandra aus den Niederlanden beweist eindrücklich, wie viel Potenzial in dem kleinen Fahrzeug steckt.

Foto: Mathijs Van Wijk

Ihren Toyota kaufte Sandra damals als Neuwagen für den Alltag, einfach um von A nach B zu fahren. Die professionelle Fahrzeugaufbereiterin hatte sich irgendwann an ihrem Aygo sattgesehen, aber auch keine Lust auf den Tuning-Mainstream. Kaum zu glauben: Obwohl sich Toyota Aygo, Citroën C1 und Peugeot 107 die technische Basis teilen, gibt es so gut wie kaum ein Zubehörteil. Da hilft es auch nicht, dass diese drei Modelle in den Jahren 2005 bis 2014 im selben Werk vom Band liefen. Das Angebot ist schnell erschöpft, und nur bei Gewindefahrwerken, Federsätzen, Felgen und Folie gibt es so etwas Ähnliches wie eine Auswahl. Das Stadtauto mit seinem spritzigen Dreizylinder und dem kleinen Wendekreis hatte Sandra irgendwie lieb gewonnen und wollte es nicht verkaufen. Viel mehr liebte sie die Herausforderung, aus dem Aygo ein astreines Showcar zu machen.

Die Niederländerin fährt beim Show&Shine-Tuning mit ihrem Kleinen einfach groß auf. Heute ist ihr Toyota einer der bekanntesten Aygo-Showcars. Unter der Motorhaube hat sich eigentlich nicht viel getan. Der 1,0-Liter-Dreizylinder VVT-i ist ein reiner Sauger, und da geht leider nicht viel. Sandra beließ es bei einem Cold-Air-Intake samt Sportluftfilter und einer Auspuffanlage. Dafür zeigt sich der Motor mit zahlreichen lackierten Akzenten. Viel mehr passierte dagegen an der Karosserie. Die Radläufe und Kotflügel wurden ausgeschnitten sowie mit Blech und GFK formschön verbreitert. Da es beim Aygo nicht wirklich eine große Auswahl gibt, wurde die Serienfrontschürze gecleant und an die Kotflügelverbreiterungen angepasst. Tiefergelegt wurde der Toyota mit einem modifizierten Gewindefahrwerk mit Airlift-Luftbälgen und dem dazugehörigen Kompressor samt Lufttank. In den breiten Radhäusern drehen sich rundum 8 x 16 Zoll große Räder. Die Sterne der dreiteiligen Schmidt-Modern-Line-Felgen sind in Perlweiß lackiert. Sobald die Luftbälge des Airride-Fahrwerks vollständig entleert sind, liegen die Radlaufkanten auf den Felgenschultern auf.

Foto: Mathijs Van Wijk

Opel- und Golf-Zubehör am Aygo

Das an die gecleante Frontschürze montierte Spoilerschwert stammt von Maxton Design. Es wurde genauso mit schwarzem Metallic-Lack lackiert wie die Maxton-Seitenschwelleransätze vom Opel Corsa E und der Heckdiffusor. Eigentlich war dieser für die Heckschürze eines VW Golf 6 gedacht. Nach den ganzen Karosseriearbeiten ging es mit dem Aygo nicht zum Folieren. Sandra entschied sich für eine zweifarbige Lackierung. Das Dach ziert genauso wie die Grillgitter, Lufteinlässe, Spoiler- und Seitenschwerter eine schwarz glänzende Metallic-Lasur. Die restliche Karosserie hüllt sich in Audi Merlin Purple – ein Lack, den Sandra zum ersten Mal an einem Audi RS6 gesehen hatte. Abgerundet wird der stimmige Auftritt mit jeder Menge Echtcarbon und Carbonfolie an den Außenspiegeln und den Türgriffen. Viele andere kleine Details wie beispielsweise die Heckklappenscharniere tragen ebenfalls Kohlefaser.

Volles Showprogramm beim Interieur

Mit diesem Style mischte Sandra schon beim European Tuning Showdown auf der Tuning World Bodensee mit. Seit dem Auftritt im Jahr 2018 in Friedrichshafen hat sich sehr viel an ihrem Kleinwagen verändert. Während die alte Auspuffanlage einer Vierrohr-Edelstahlauspuffanlage wich, gab es die größten Styling-Updates beim Interieur. Die alte schwarz-weiße Ausstattung wurde von der Sattlerei Mavati mit neuem Leder und Alcantara modernisiert. Neu sind auch die Recaro-Sportsitze sowie der nun in Weiß gehüllte Überrollkäfig. Der X-Fire-Soundausbau mit seinen Eigenbau-Doorboards und dem beleuchteten Subwoofer-Plexiglasgehäuse von VOS Carsound blieb an Bord. Auch im Fond und an den Türen rüstete Sandra mit weißem Leder bezogene Verkleidungen nach. Den Himmel bezog Sattler Mavati mit Alcantara und setzte mit einem beige-weißen und abgesteppten Lederstreifen vom Innenspiegel bis zur Heckklappe einen stylischen Akzent. Damit das violette Custom-Sportlenkrad von Kode mehr Gesellschaft hat, wurde ein aus Aluminium gefräster Schaltknauf vom selben Hersteller nachgerüstet.

Foto: Mathijs Van Wijk

Das Interieur des Aygo kommt in Verbindung mit dem Karosseriefinish in der Show&Shine-Szene so gut an, dass Sandra überall bei Wettbewerben abräumt. Ihr Toyota mischt ganz oben mit und hat schon fleißig Pokale in den Kategorien wie „Best of Girls Car" und „Best of Show" gewonnen. Aktuell fährt Sandra ein wenig fremd und cruist mit ihrem aktuellen Daily, einem Ford StreetKa, zu den langsam wieder stattfindenden Tuning-Treffen in den Niederlanden. Natürlich ist der Roadster längst mit einem Airride-Fahrwerk ausgestattet worden und verwandelt sich langsam, aber sicher in ein Showcar ... Vielleicht treffen wir den Ford demnächst auf der Tuning World !?

Toyota Aygo, Baujahr 2008 >>> Sandra Kemner

Motor: 998 ccm VVT-i Dreizylindermotor (1KR-FE) mit 50 kW (68 PS); Injen Air-Intake; diverse Motorabdeckungen und Verkleidungen lackiert; TRD-Verschlusskappen

Auspuff: Fox-Vierrohr-Edelstahlauspuffanlage

Fahrwerk: modifiziertes Airlift-Airride-Fahrwerk für Aygo (Eigenbau), Wiechers-Domstrebe in Carbon-Optik, 10-mm-Distanzscheiben vorne

Rad/Reifen: dreiteilige Schmidt-Modern-Line-Leichtmetallräder in 8 x 16 Zoll, perlweiß lackiert; Bereifung Nankang NS20 in der Dimension 165/40-16

Karosserie: Eigenbau-Bodykit mit gecleanter Serienfrontschürze und Maxton-Design-Spoilerschwert, Serienseitenschweller in Verbindung mit Maxton-Design-Splitter für Opel Corsa E, gecleante Serienheckschürze mit angepasstem Maxton-Design-Diffusor (VW Golf 6), Radlauf- und Kotflügelverbreiterungen in Blech und GFK; zahlreiche Carbon-Elemente (Außenspiegelverkleidungen, Windlauffensterblenden, Türgriffe, Seriendachflügel, Heckklappenscharniere etc.); lila getönte LED-Rückleuchten; Carbon-Scheinwerfereinfassungen; getönte Scheiben, Komplettlackierung in Audi Merlin Purple

Interieur: Vollleder- und Alcantara-Ausstattung mit zahlreichen Carbon-Accessoires (Armaturen, Sitzverkleidungen, Gurtschloss, Spiegeldreiecke etc.), aufgeflocktes Armaturenbrett und Interieur; modifizierte Mittelkonsole und Eigenbau-Türverkleidungen; diverse Kunststoffelemente in Wagenfarbe lackiert; Recaro-Schalensitze; Eigenbau-Überrollkäfig, Kode-Sportlenkrad, Kode-Schaltknauf, Kode-Schaltkulisse; lilafarbene Gurte; Alu-Pedale, Veloursfußmatten, Soundausbau

Car-Hi-Fi: Pioneer-Headunit mit X-Fire-Speakern, Subwoofer und Verstärkern