Toyota GR Supra (Baujahr 11/2020)

Voll auf Race getrimmt

Fahrwerkshersteller Bilstein hat im Rahmen eines Projekts den aktuelle Toyota Supra zum Tracktool umgebaut. Dabei wurde das kultige Auto einmal komplett auf links gezogen. Die Community war von Anfang an dabei und konnte unter anderem bei der Wahl der Felgen, des Spoilers und des Exterieurdesigns mitentscheiden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen ...

Alter Schwede! Die trauen sich was ... Beim Bilstein Experience Day Green Hell Edition stiehlt Ende März ein Projektfahrzeug den anderen Autos am „Devil's Diner" unweit der legendären Nürburgring-Nordschleife die Show. Es ist ein umgebauter Toyota Supra. Das aktuelle Projektfahrzeug des Fahrwerksherstellers feiert an diesem Frühlingstag seinen ersten öffentlichen Roll-out. Standesgemäß. An und auf der als Grüne Hölle bekannten härtesten Rennstrecke der Welt!

29.07.2022 16:38 Uhr

Text: Peter Hintze I Fotos: Bilstein

Es ist regnerisch und neblig an diesem Morgen. An Fahren ist bei ein paar Grad über null noch nicht zu denken. Doch im Paddock herrscht schon eifriges Treiben. Die AMP Forged Felgen in Two-Face-Optik müssen vom Toyota Supra powered by Bilstein runter. Denn das Tracktool soll heute standesgemäß bewegt werden. Auf dem Track. Über Schwedenkreuz, Adenauer Forst, Breitscheid und Karussell ... Doch dazu später mehr. Die Zeit des Wartens versüßt ein erster Rundgang um den veredelten Zweisitzer. Nur bei Messen und Events steht das Fahrzeug auf stylishen 20-Zöllern namens AMP Forged 2002. Auf dem Track setzt Bilstein auf einen leichten Radsatz von Protrack Wheels in 18 Zoll. Der Vorteil: Es kann ein höherer Reifenquerschnitt gefahren werden. Die Straßenpellen haben ebenfalls ausgedient. Das Tracktool rollt auf Yokohama Advan A052 Semislicks.

Innen und außen auf Race getrimmt

Coole Folierung, fette Carbon-Frittentheke, mächtig Power unter der Haube, innen und außen sichtbar auf Race getrimmt. Der Reihe nach: Bei Lightweight Performance im hessischen Sinn hat der Toyota Supra ein Sicherheitsupgrade bekommen. Sicherheit ist das A und O, wenn man auf Trackdays unterwegs sein will. Für eine tiefere Sitzposition und mehr Seitenhalt bauten die Jungs, die sich normalerweise auf BMW-Modelle spezialisiert haben, Recaro-Sportsitze ein. Die „Pole Position" auf Wiechers-Konsolen sind mit einem Schroth-Gurtsystem verbunden und ankern im montierten Clubsport-Bügel von Wiechers Sport. Der Bügel, der bei Überschlägen die Fahrgastzelle und damit die Insassen in Schuss halten soll, ist in freshem Bilstein-Blau pulverbeschichtet. Durch den Tausch gegen die Serienbestuhlung konnten insgesamt 40 Kilogramm Gewicht gespart werden. Im Interieur herrscht Racefeeling: Das szenebekannte Team von Neidfaktor aus Hamburg zeichnete für die Lenkradveredelung inklusive LED-Performance-System verantwortlich. Trackday-Fahrer bleiben so fokussierter. Denn durch die deutlich wahrnehmbaren Schaltblitze leicht unterhalb des Blickfelds muss der Supra-Pilot nicht mehr auf den Drehzahlmesser linsen, wenn er schalten will.

Foto: Bilstein

Mehr Sound und Leistung erreicht Bilsteins Tracktool unter anderem durch ein Tuning der Abgasanlage. Bei Lightweight Performance wurde neben einer neuen HJS-Downpipe auch eine leistungsfähige Tuning-Abgasanlage aus eigenem Hause verbaut. Optimiert wurde die Tuning-Abgasanlage insbesondere in Sachen Staudruck. Denn weniger Staudruck bedeutet generell mehr Motorleistung. „Mission accomplished!", zeigte sich auf dem Leistungsprüfstand. Der Bilstein Supra hört sich nicht nur besser an, sondern erzielt auch knapp 20 PS Mehrleistung und 25 Nm mehr Drehmoment gegenüber dem Serienmodell.

462,9 PS und 626,4 Nm: Noch Fragen?

In Sachen Motortuning wandte sich der Fahrwerkshersteller an echte Spezialisten für Chiptuning-, Turbo- und Abgastechnik. Bei Simon Motorsport erhielt das Triebwerk ein umfangreiches Motortuning. Über 100 PS kitzelten die Experten aus dem Dreiliterreihensechszylinder. Dazu montierten sie von Carbonfiber Dynamics einen neuen, besonders leistungsfähigen CSF-Kühler. Ferner verbauten die Jungs einen Getriebezusatzkühler und einen Wasserzusatzkühler. Ein Carbon-Ansaugsystem von Eventuri soll für besseren Sound und eine Leistungssteigerung durch eine optimale Luftzufuhr und niedrige Ansaugtemperaturen sorgen. Franz Simon kümmerte sich um das Chiptuning. Er optimierte Kennfelder, insbesondere Zündung und Ladedruck, am Rechner. Dank Chiptuning und modifizierter Abgasanlage nebst Downpipe hat der Reihensechszylinder mit Twin-Scroll-Abgasturbolader nunmehr über 120 PS gewonnen. Insgesamt mobilisiert das Tracktool jetzt stramme 462,9 PS und stemmt gewaltige 626,4 Nm maximalen Drehmoments auf die Hinterachse. Das bestätigt der Aufenthalt auf dem Prüfstand.

Foto: Bilstein

Doch Zahlen sind bekanntlich immer nur die eine Wahrheit. Die viel relevantere: Wie fährt sich der Bilstein Supra? Bereits auf den ersten Metern zaubert das dezente, aber überraschend deutlich wahrnehmbare Auspuffbrabbeln bei der Gaswegnahme einem ein Lächeln ins Gesicht. Franz hat beim Optimieren der Motorsoftware die Schubabschaltung im Sportmodus deaktiviert. Nunmehr spritzt der Motor auch dann ein, wenn der Fahrer vom Gas geht. Die Folge: kontrollierte Fehlzündungen. Auch der Sound der neuen Abgasanlage überzeugt. Der Klang ist jetzt deutlich kerniger. Dank Klappensteuerung lässt sich der Sportwagen auch komfortabel-leise fahren. Das wollen wir heute nicht.

Deutlich mehr Grip

Auch fahrwerkstechnisch haben die Bilsteiner ihre Handschrift hinterlassen und mit dem Evo T1 ein Track-taugliches Gewindefahrwerk implantiert. Das mit mattschwarzen und blauen Farbhighlights versehene Gewindefahrwerk bringt das Tracktool 35 Millimeter näher an den Asphalt. Die Tieferlegung sieht gut aus. Auch der Performancegewinn ist spürbar. In Verbindung mit den Yokohama Semislicks gibt's deutlich mehr Grip. Durch die Reduzierung der Nick- und Wankbewegungen sorgt das neue Gewindefahrwerk für ein Plus an Fahrdynamik. Per Dual-Klick-Verstellung kann die Zug- und Druckstufe des Sportfahrwerks parallel an jedem Stoßdämpfer eingestellt werden. Zehn satte Klicks regeln die Dämpfkraft von weich bis straff.

Foto: Bilstein

Ein dunkler 3-D-Bilstein-Print zieht sich von der Front über die ultralange Motorhaube, Seite und Dach bis nach hinten zum Heck. Das sieht mächtig böse aus. Für Akzente sorgen Racing-Stripes in den Farben des Fahrwerksherstellers. Der Heckflügel „Carbon Retro Spoiler" im TRD-Style von MPS Engineering blieb unangetastet. Frontsplitter und Heckdiffusor von Piecha erhielten dezente gelbe Details. Bilstein-Badges vorne und hinten ersetzen die Toyota-Signets. Schwarze Akzente runden den Look ab.

Das Bilstein-Supra-Tracktool geht in diesem Jahr auf Tour und ist sowohl auf der Rennstrecke als auch auf ausgewählten Messen live zu erleben.

Toyota GR Supra (Baujahr 11/2020)

Motor: 3-Liter-Reihensechszylinder mit Twin-Scroll-Abgasturbolader (Serie: 340 PS/500 Nm), Softwareoptimierung, CSF-Kühler Carbon Fiber Dynamics, Getriebezusatzkühler, Wasserzusatzkühler, Eventuri-Carbon-Ansaugung, Leistung: 462,9 PS und 626,4 Nm

Auspuff: HJS-Downpipe, Light-Weight-Performance-Abgasanlage

Karosserie: Piecha-Frontsplitter und -Heckdiffusor, Carbon-Retro-Heckspoiler, Car-Wrapping mit Bilstein-3-D-Print

Interieur: Recaro-Pole-Position, Wiechers-Bügel, Schroth-Gurte, Neidfaktor-Lenkrad mit LED-Performance-System

Rad/Reifen: Optik: AMP Forged Typ 2002 mit Yokohama Advan Sport V105, vorn in 9,5 x 20 Zoll und 255/30ZR20, hinten in 10,5 x 20 Zoll und 285/30ZR20; Track: Protrack-One-Felge in 18 Zoll mit Yokohama Advan A052, vorn in 255/40 R18 99Y, hinten in 295/35 R18 103Y

Fahrwerk: Bilstein EVO T1

Partner: Simon Motorsport, Lightweight Performance, Recaro, Wiechers Sport, Eibach, Neidfaktor, Yokohama