VW Golf 1 GTD, Baujahr 1983

Dennys Motto: "GTD statt GTI!"

02.05.2022 13:48 Uhr

Text: Ben Planz I Fotos: Andreas Werner

Denny Ehrenberg hatte von Anfang an keine Chance. Die Affinität zum Automobil wurde ihm buchstäblich in die Wiege gelegt.

„Als zweiter Sohn einer Autoverwertung mit Abschleppdienst war ich schon mit zwei Jahren von Autos in jeglicher Form umgeben. Sobald ich konnte, habe ich dann dem Familienunternehmen beim Schrauben ausgeholfen. So etwas geht natürlich nicht spurlos an einem vorbei", gewährt der Mann aus Bernau bei Berlin einen Einblick in sein Leben. Dennys erstes Auto war ein Polo 6N. Unter der Haube steckte ein Ein-Liter-Triebwerk mit 45 PS. Und der Wagen wurde nur optisch ein wenig verschönert. Grund: Der kompakte Volkswagen musste alle drei Wochen für den Transfer von und zur Berufsschule herhalten. Von Eberswalde nach Eisenhüttenstadt und zurück. Eine Woche lang. Jeden Tag. Da kommen schnell 1.200 Kilometer zusammen.

Foto: Andreas Werner

„Schon mit achtzehn war ich mir sicher: Irgendwann holst du dir einen Golf 1 und noch ein 1er-Cabrio für deine Frau", blickt Denny zurück. Woher die Liebe zum Einser kommt, weiß er selbst nicht so ganz genau. Bedingt durch die geografische Lage des elterlichen Betriebs unweit der deutsch-polnischen Grenze hatte er als Heranwachsender hauptsächlich Kontakt zu ostdeutschen und osteuropäischen Fahrzeugen. „Ende der 1990er-Jahre wurden aber mehr und mehr Golf verschrottet. Da muss es passiert sein", fügt Denny hinzu. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik durfte der Polo in Rente.

Bei einem Urlaub mit Freunden kam Denny dann auf den Diesel-Geschmack. Für ihre ausgedehnte Deutschlandtour mieteten die drei nämlich einen Golf V GT Sport mit Zwo-Liter-TDI an. „Für mich stand fest: Der muss es werden", berichtet der Mann aus dem Land Brandenburg. Die Liebe zum Diesel war geboren. Vorausschauend entschied sich der Autobegeisterte dann jedoch für einen gebrauchten Skoda Octavia RS – natürlich mit Zwei-Liter-Diesel und 170 PS. Doch Dennys Start in die Octavia-Karriere war holprig. Nach nur neun Tagen wurde der Skoda während eines Skiurlaubs gestohlen. Nach einigem Hin und Her mit der Versicherung konnte schließlich standesgemäßer Ersatz beschafft werden, der mit einem Radsatz und einem Softwareupdate bedacht wurde.

Foto: Andreas Werner

„Im Jahr 2011 habe ich dann in Berlin die Frau meines Lebens kennengelernt. Witzigerweise kommen wir aus dem gleichen Ort und hatten einen Freundeskreis, der sich auch überschnitten hat, wir haben uns aber vorher nie gesehen. Wir waren uns nach kurzer Zeit einig, dass wir es miteinander versuchen wollen", berichtet Denny. „Problem dabei war nur, dass sie ihre Ausbildung auf der Insel Rügen gemacht hat und ich in Berlin gearbeitet habe." Und so hieß es für den Frischverliebten Freitag nach der Arbeit ab nach Rügen und Montagfrüh gegen 3 Uhr zurück nach Berlin und ab zur Arbeit. Als seine Freundin dann 2013 nach Berlin kam, Denny den Arbeitgeber wechselte und einen Dienstwagen mit Privatnutzung bekam, musste der Octavia gehen. Dann wurde es ziemlich ruhig zum Thema Auto. Auf dem Plan stand 2015 das Eigenheim und 2016 kam Nachwuchs. Doch das ist natürlich noch nicht das Ende dieses Artikels ...

Back to the roots

2018 begann Denny schließlich damit, nach einem Golf 1 zu suchen. „Es dauerte etwas, bis ich Juliane davon überzeugt hatte, dass das jetzt das Richtige für uns/mich ist. Aber der Plan war gefasst, es muss ein Golf 1 werden. Am liebsten sofort", blickt der heute als Servicetechniker agierende Elektroniker zurück. Auf besagtem Plan stand ein Dreitürer mit kleinen Heckleuchten. „Auf irgendetwas Seltenes oder gar einen GTI hatte ich es nicht abgesehen", erzählt Denny. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass es den Golf 1 auch schon als GTD gab. Er suchte lediglich nach einem Modell, das nicht völlig durchgerostet und vor allem noch fahrbar war. Nach Wochen der Suche stieß er auf den GTD, der Protagonist dieses Artikels ist. „Ich dachte mir dann: ‚Was ist das? Ist das echt? Gab es im Golf 1 einen GTD?' Nach einiger Recherche wusste ich dann: ‚Ja, gab es und zwar nur von 1982 bis 1983 und nur rund 40.000 Fahrzeuge. Krass, den muss ich mir angucken.' Die Liebe zum Diesel gab noch mehr Feuer dazu. Er lag etwas über meinem Budget, aber angucken musste ich ihn mir trotzdem", lacht Denny.

Foto: Andreas Werner

Wie das enden musste, war vorprogrammiert. Beim Livetermin stellte sich dann so viel Gutes heraus, dass er eigentlich keine andere Wahl hatte, als zuzuschlagen. Der Wagen befand sich schon seit fünf Jahren in zweiter Hand. Zuvor hatte der Erstbesitzer ihn 30 Jahre lang besessen. Alle typischen GTD-Merkmale waren noch erhalten und auf H-Kennzeichen war er auch schon angemeldet. Nach einer Woche Bedenkzeit und einer weiteren Probefahrt – diesmal mit seinem Vater als Verstärkung – schlug Denny schließlich zu. „Wir konnten uns innerhalb meines Budgets einigen. Dem Verkäufer war wichtig, dass er in gute Hände kommt und erhalten bleibt. Ob in der Form, wie er jetzt dasteht, bin ich mir nicht ganz sicher. OEM+ ist nicht für jeden etwas, aber ich liebe ihn so, wie er jetzt ist", gibt Denny sich entschlossen.

Als der Wagen schließlich im November 2018 in seiner Garage stand, wurden erste Pläne gefasst, was verändert werden sollte. Grundsätzlich sollte er zwar Serie bleiben, aber wie weit dieses „grundsätzlich" aufgeweicht werden würde, war noch nicht ganz klar. Über den Winter lernten Denny und der Golf sich quasi kennen. Flüssigkeiten tauschen, Ausstattung ausbauen und Bestandsaufnahme durchführen standen auf der To-do-Liste. Von den Dämmmatten im Fußraum bis hin zum Dachhimmel: Was erneuert werden musste, wurde erneuert. Die Ladedruckanzeige geht schon als erste Tuning-Maßnahme durch, auch wenn diese nur deutlich machen sollte, was der alte Lader noch zu leisten vermag.

Foto: Andreas Werner

Set-up, wechsle dich!

Im Frühjahr 2019 beschloss Denny dann, dass die serienmäßige Höhe des Golfs doch etwas zu hoch war, und entschloss sich zum Einbau eines H&R-Monotube-Gewindefahrwerks. Dann mussten die BBS RA einem Satz Ronal Turbo weichen und es ging auf die ersten Events. Nach einem weiteren Radwechsel mit standesgemäßem Runterschrauben des Fahrwerks war der GTD schließlich Exponat auf der XS CarNight Classic in Dresden. Dort wurden Denny weitere Flausen in den Kopf gesetzt. So schaffte er sich eine Hebebühne an und fasste Pläne für den kommenden Winter. Er demontierte den Wagen „untenrum" komplett und schickte unzählige Teile zum Sandstrahlen und Pulverbeschichten. Außerdem gönnte er dem mittlerweile 36 Jahre alten Motor einen neuen Lader mit einstellbarer Druckdose, einen Iveco-Ladeluftkühler sowie einen GTI-Ölkühler. So ging es dann trotz Pandemie auf einige namhafte Events. Und im letzten Winter eskalierte der eigentlich vorgesehene Zahnriemenwechsel dann spontan zu einer Motorraum-Komplettkur inklusive Neulackierung und Veredelung der Anbauteile. Dazu gab es noch einen neuen Satz BBS RM024 und schon war der Wagen ready für unser Shooting.

Wer jetzt denkt, dass „DieselDenny" seinen endgültigen Radsatz gefunden hat, irrt sich. „Nebenbei baue ich mir gerade noch einen Satz OZ Mito 5 x 100 in 6 und 6,5 x 17 Zoll zusammen." Es ist also sichergestellt, dass der GTD auch 2021 keine Ruhe finden wird ...

Foto: Andreas Werner

VW Golf 1 GTD, Baujahr 1983 >>> Denny Ehrenberg

Motor: 1,6-l-Turbodiesel (CY), rund 100 PS. KKK-K14-Lader mit variabler Druckdose (1,1 bar), Iveco-Daily-Ladeluftkühler, GTI-Ölkühler, modifizierte Dieselpumpe, Getriebe: 4S vom Golf 2 Diesel

Auspuff: ab Turbolader 60-mm-Edelstahl-Abgasanlage mit Downpipe in Eigenbau mit Gruppe-A-Endschalldämpfer von Novus

Fahrwerk: H&R-Monotube-Gewindefahrwerk, GTI-Stabis, Servolenkung vom Golf 1 Cabriolet

Rad/Reifen: BBS RM024 in 6,5 x 16 Zoll (ET52) mit Nankang NS-20 in den Dimensionen 165/40R16. Spurverbreiterung durch Lochkreis-Adapterplatten 22 mm pro Seite vorne und 27 mm pro Seite hinten

Bremsen: 239er-Scheiben vorne und 180er-Trommeln hinten

Interieur: Nardi-Torino-Lenkrad aus Porsche 356, Instrumente für Ladedruck und Öltemperatur

Exterieur: Kotflügelkanten umgelegt

Danke an: meine Freundin Juliane, die alles erst möglich gemacht hat. Meine Familie, meinen Bruder. Hans, Phillip und Woern

Instagram: @mk1_gtd