VW Golf 1, Baujahr 1982

Der Unvollendete … 

Es gibt viele Arten, sich zu entspannen. Für manche ist das Schrauben ein Quell der Ruhe. So auch für Daniel Hiemann. Der 39-jährige Anlagenbauer aus Baden-Württemberg erweckt einen Einser-Golf, Erstzulassung 1982, zu neuem Leben. Die marsrote Schönheit könnte längst rollen, wenn da nicht Daniels Hang zur Perfektion wäre ...

Ruhe, Entspannung ... Wer träumt nicht davon? Auch Daniel hat sich Ausgleich zu seinem Job als Anlagenbauer und zur Familie verschafft. Der 39-Jährige aus dem 2.500-Einwohner-Ort Gaiberg in Baden-Württemberg ist leidenschaftlicher Schrauber. Und, so gibt er selber zu, ein Perfektionist. Deshalb sind die Momente, die der Autofan aus der Nähe von Heidelberg auf seinem Mountainbike verbringt, auch rar gesät. Denn Daniel hat sich einen Golf der ersten Generation zugelegt. Dessen Umbau hat bereits im Jahr 2008 (!) begonnen und befindet sich endlich auf der Zielgeraden.

05.07.2022 16:23 Uhr

Text: Peter Hintze I Fotos: Daniel Hiemann

„In meiner Kindheit war es schon immer der Golf 1, der mich geprägt hat", erzählt der Hobbyschrauber. Die Basis für Daniels Projekt stand seinerzeit bei einem Reifenhändler und gehörte einer Mitarbeiterin. „Sie war mit dem Auto überhaupt nicht glücklich. Somit konnte ich ihr den Golf für 300 Euro abkaufen", erinnert sich der VW-Fan. Ein guter Deal: Denn der Zustand des kompakten Volkswagen-Modells war sehr gut. Der Einser war komplett rostfrei.

Ursprünglich wollte Daniel seinen Neuerwerb nur polieren, die Kupplung auswechseln und ein wenig Kosmetik betreiben. Doch es kam anders. „Es ist komplett eskaliert", gesteht der Anlagenbauer. Von Zahlen will der Autobesitzer nicht sprechen. Aber: „Meine derzeitigen Investitionen hätten 2008 auch für einen Porsche 964 gereicht." Denn der Volkswagen-Fanatiker zerlegte den Golf bis auf die Rohkarosse, schweißte sich ein Drehgestell und befreite jeden Millimeter der Karosserie vom Unterbodenschutz. „Ich habe monatelang Nacht für Nacht in der Garage verbracht", erinnert sich der 39-Jährige. „Egal, ob es 30 Grad waren oder minus zehn." Daniels größtes Problem ist sein „übertriebener Perfektionismus". Er findet an jedem Bauteil etwas, das optimiert und verschönert werden kann. Und das benötigt vor allem eines – viel Zeit. Beispiel gefällig? Fast zehn Jahre suchte der Gaiberger nach schwarzen Stoßstangen mit Chromkeder. Irgendwann dann mit Erfolg.

Foto: Daniel Hiemann

Den Großteil der Arbeiten versucht der Autofan, selbst zu stemmen. Was er nicht kann, gibt er an Fachfirmen. Die Karosse ist bis auf ein paar Kleinigkeiten original geblieben. Daniel legte die Kotflügelkanten um, entfernte die Öffnung für den Gebläsekasten, einige Halter sowie das Batterieblech. Auch die Spritzwand verschwand und wurde ausgetragen. Die Fahrzeug-Identifikationsnummer wurde auf dem rechten Innenschweller eingeschlagen. Stichwort Perfektion: Den Unterboden und den Motorraum schliff der Anlagenbauer bis in die letzte Ecke blank. Sämtliche Achsteile, der Tank und vieles mehr wurden bei Striplot im Ton Black Crackle pulverbeschichtet. Für adäquaten Tiefgang kam ein H&R Deep von AH-Exlusive an Bord.

Foto: Daniel Hiemann

Den Großteil der Arbeiten versucht der Autofan, selbst zu stemmen. Was er nicht kann, gibt er an Fachfirmen. Die Karosse ist bis auf ein paar Kleinigkeiten original geblieben. Daniel legte die Kotflügelkanten um, entfernte die Öffnung für den Gebläsekasten, einige Halter sowie das Batterieblech. Auch die Spritzwand verschwand und wurde ausgetragen. Die Fahrzeug-Identifikationsnummer wurde auf dem rechten Innenschweller eingeschlagen. Stichwort Perfektion: Den Unterboden und den Motorraum schliff der Anlagenbauer bis in die letzte Ecke blank. Sämtliche Achsteile, der Tank und vieles mehr wurden bei Striplot im Ton Black Crackle pulverbeschichtet. Für adäquaten Tiefgang kam ein H&R Deep von AH-Exlusive an Bord.

Foto: Daniel Hiemann

Darüber hinaus wurde der Zylinderkopf zerlegt, gereinigt und strömungsoptimiert bearbeitet. Neben neuen konischen Ventilführungen und Ventilsitzringen wurden neue Ventile verbaut. Der Ventildeckel ist eine Rarität. Dabei handelt es sich um einen originalen HTN Motorsport mit Schriftzug. Die Nockenwelle kommt ebenfalls aus dem Hause TK-Motorsport und hat 298 Grad. Die Verdichtung liegt jetzt bei 11,8:1. Es wurden ein verstellbares Nockenwellenrad und ein erleichtertes Nebenwellenrad verbaut. Die Ansaugbrücke stammt von MTS und wurde ebenfalls bearbeitet. Um die Kraftstoffversorgung kümmern sich künftig zwei neue 40er-Webervergaser aus dem Hause IOZ.

Sportlich-edel geht es im Interieur zu. Verbaut ist ein neuer schwarzer Innenhimmel. Auch die Türverkleidungen sind schwarze Originale. Die Rücksitzbank stammt derweil aus einem 1979er-Golf 1 GTI. Sie lag drei Jahrzehnte auf einem Speicher. Frisch gereinigt wirkt sie wie neu. Fahrer und Beifahrer nehmen auf Recaro-Sitzen Platz. Sie stammen aus einem Sportline Golf 1 Cabrio. Die Mittelbahnen sind mit dem legendären Schottenkaro bezogen. Als Volant dient ein geschüsseltes Sparco-Lenkrad.

Foto: Daniel Hiemann

Mittlerweile schraubt Daniel bereits 13 Jahre an dem Fahrzeug. Fertig ist es aber immer noch nicht. Der Brotjob hat den Autofan aktuell zu sehr im Griff. „Ich hatte schon zig Felgen am Auto, aber mein jetziges Konzept hat sich erst die letzten Jahre entwickelt", gesteht der Autobesitzer. „Ich schraube total gern, auch wenn ich durch Job und Familie immer weniger dazukomme. Für mich ist es ein sehr guter Ausgleich." Eins ist für den Golf-Schrauber sicher: „Wenn das Auto schon fertig wäre, hätte ich es bestimmt nicht mehr. Für mich ist das Schrauben das Schönste." Dem ist nichts hinzuzufügen ...

Daniel Hiemann >>> VW Golf 1, Baujahr 1982

Motor: JB-Motor mit 70 PS, ersetzt gegen EG-Triebwerk aus Golf 1 GTI, Neuaufbau bei TK-Motorsport, FF-Getriebe mit langem 5. Gang, komplett revidiert

Bremse: Bremsanlage vom Golf 1 GTI

Fahrwerk: H&R Deep von AH-Exclusive

Karosserie: dunkle Fadenkreuzscheinwerfer, originale Südafrika-Rückleuchten, Matter-Domstrebe, Haubenschloss vom 75er-Golf 1 ohne Haubenzug, Neulackierung im Originalton Marsrot LA3A

Interieur: schwarzer Innenhimmel und Türverkleidungen, Rücksitzbank vom 1979er-Golf 1 GTI, Recaro-Sitze vom Sportline Golf 1 Cabrio, Schottenkarodesign, geschüsseltes Sparco-Lenkrad

Rad/Reifen: noch unklar

Car Hi-Fi: keine, unter der Haube spielt die Musik

Dank an: Sladdi von Striplot, meinen Lackierer Martin, Dahmo fürs Überholen des Getriebes, René von TK-Motorsport, meine Frau für ihre endlose Geduld, meinen Freund Heiko für die Teileversorgung und alle, die ich vergessen habe